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    Fahren auf Sicht

    IHK sieht Unternehmen für die Krisen gut aufgestellt

Viele Unter­neh­men im Olden­bur­ger Land spü­ren die Fol­gen des Krie­ges in der Ukraine. Die IHK for­dert Ent­las­tun­gen bei den Kos­ten. Die Ver­sor­gungs­sicher­heit bei Ener­gie und Lebens­mit­teln müsse jetzt Vor­rang haben vor Klima­schutz und dem Um­bau der Land­wirt­schaft.

28. März 2022

Der Präsident der Olden­bur­gi­schen In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer (IHK), Jan Müller, ver­sucht Mut zu machen: „Die Wirt­schaft im Olden­bur­ger Land ist breit auf­ge­stellt, hat eine solide Basis und ist ro­bust.“ So sei die Re­gion ver­gleichs­weise gut durch die bis­he­ri­gen zwei Jah­re der Corona-Pan­de­mie ge­kom­men, so Müller beim dies­jäh­ri­gen Jah­res­ge­spräch mit Pres­se­ver­tre­tern. Und auch beim Blick auf den Krieg in der Ukrai­ne ver­lässt den IHK-Chef nicht der Mut: „Wir haben hier einen guten Bran­chen­mix aus In­dus­trie, Han­del und Dienst­leis­tun­gen. Ich bin mir sicher, dass un­se­re Unter­neh­men auch die neuen Heraus­for­de­run­gen meis­tern werden.“

Stimmung ver­schlech­tert sich

IHK-Präsident Jan Müller
Bild: IHK-Präsident Jan Müller. Foto: IHK
Beim Blick auf die Stim­mung in den Unter­neh­men ge­hört hierzu aller­dings schon eine große Por­tion Op­ti­mis­mus. Be­reits bei der Fir­men­um­fra­ge der IHK zum Jah­res­ende war der Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex, der die Stim­mung er­fas­sen soll, ab­ge­sackt. Müller deu­te­te an, dass bei der ak­tuel­len Um­fra­ge, die nach Os­tern ver­öffent­licht wird, mit einem wei­te­ren Rück­gang ge­rech­net wer­den muss. Darauf deu­tet auch der am Frei­tag ver­öffent­lich­te bun­des­wei­te Ifo-Ge­schäfts­klima­index hin, der regel­recht ab­stürz­te. Ak­tuell, so räum­te der IHK-Chef denn auch ein, „fah­ren un­se­re Unter­neh­men nur auf Sicht“.

Direkt ist die Wirt­schaft im Olden­bur­ger Land vom Krieg in der Ukrai­ne und den Sank­tio­nen gegen Russ­land nur wenig be­trof­fen. „Von un­se­ren rund 66.000 IHK-Fir­men sind 109 im Russ­land-Ge­schäft tätig und 60 im Ukrai­ne-Ge­schäft“, hat Müller er­mit­teln las­sen, vor allem aus den Be­rei­chen Ma­schi­nen­bau, Groß­han­del und Er­näh­rungs­wirt­schaft. Ex­port- bzw. Im­port­zah­len hie­si­ger Fir­men mit die­sen bei­den Staa­ten hat die IHK nicht. In­di­rekt ist die Be­trof­fen­heit aller­dings viel grö­ßer. Ein Groß­teil der Unter­neh­men be­kä­me Lie­fer­eng­päs­se und vor allem ge­stie­ge­ne Roh­stoff- und Ener­gie­prei­se zu spü­ren. Als Bei­spiel für Lie­fer­eng­pässe und ge­stie­ge­ne Preise nennt er die auf Ge­trei­de aus den bei­den Län­dern an­ge­wie­se­ne Land- und Er­näh­rungs­in­dus­trie in Süd­oldenb­urg.

Entlastungen ge­for­dert

Für Müller ist klar: Jetzt kommt es auf die Po­li­tik an. Sie müsse alles unter­neh­men, um eine Pro­duk­tion ohne grö­ße­re Kos­ten­stei­ge­run­gen zu er­mög­lichen, etwa durch Steuer­sen­kun­gen. Und sie müsse „alle Re­gis­ter zie­hen“, um die Ver­sor­gung zu sichern. Im Be­reich Ener­gie be­deu­te dies, län­ge­re Lauf­zei­ten für die deut­schen Kohle­kraft­werke und Ab­kopp­lung von rus­si­schem Gas mit dem Auf­bau einer alter­na­ti­ven Gas­ver­sor­gung. Dazu ge­höre das ge­plan­te Ter­mi­nal für LNG-Gas in Wil­helms­haven. Damit dies bis Herbst 2023 rea­li­siert wer­den kann, brauche es eine ra­di­ka­le Ver­kür­zung der Ge­neh­mi­gungs­pro­zes­se, bes­se­re re­gu­la­to­ri­sche Rah­men­be­din­gun­gen und eine di­rek­te staat­liche För­de­rung. Für den Be­reich Er­näh­rung for­dert Müller, jetzt erst ein­mal der Ver­sor­gungs­sicher­heit einen hö­he­ren Stel­len­wert zu geben als dem be­gon­ne­nen Trans­for­ma­tions­pro­zess hin zu mehr Klima- und Arten­schutz.

Mit dem Jahr 2021 ist die olden­bur­gi­sche Wirt­schaft vor dem Hin­ter­grund der an­hal­ten­den Corona-Pan­de­mie zu­frie­den. Zwar sank der Um­satz der In­dus­trie­unter­neh­men leicht um 0,6 Prozent auf 23,7 Mil­liar­den Euro. Das war aber zwei Son­der­ef­fek­ten in Del­men­horst und der Weser­marsch ge­schul­det. Ohne die­se Ef­fek­te hätte es ein Um­satz­plus von etwa drei Pro­zent ge­ge­ben. Der Aus­lands­um­satz stieg um acht Pro­zent auf sieben Mil­liar­den Euro und die Ex­port­quote von 27,5 Pro­zent auf 29,5 Prozent. Die Zahl der Be­schäf­tig­ten in der olden­bur­gi­schen In­dus­trie nahm 2021 um 4.800 auf 77.255 zu, vor allem weil das Er­näh­rungs­ge­werbe nach Aus­lau­fen von Werks­ver­trä­gen die­se Mit­ar­bei­ter nun di­rekt be­schäf­ti­gen muss.

Ausbildungs­markt an­ge­spannt

Sorge bereitet der IHK die Si­tua­tion an der Aus­bil­dungs­front. „Die Lage auf dem re­gio­na­len Aus­bil­dungs­markt ist an­ge­spannt“, sagt Stefan Bünting, Lei­ter des Be­reichs Bil­dung. Rund ein Fünf­tel be­frag­ter Fir­men hät­ten Schwie­rig­kei­ten, Aus­bil­dungs­plät­ze zu be­set­zen. Bei Eltern und Schü­lern wirbt er für die dua­le Aus­bil­dung: „Wir müs­sen den Trend zum Stu­die­ren bre­chen.“ An die Fir­men ap­pel­liert Bünting: „Wer­ben Sie für die Aus­bil­dung; nut­zen Sie alle Ka­nä­le, um jun­ge Men­schen für Ihren Be­trieb zu be­geis­tern.“ 2021 hat die IHK 3.938 Aus­bil­dungs­ver­trä­ge re­gis­triert, ein Pro­zent mehr als 2020, aber 7,7 Pro­zent we­ni­ger als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Viel Unsicherheit 2022

Für das lau­fen­de Jahr er­war­tet IHK-Präsident Müller vor dem Hin­ter­grund der Rück­nahme corona­be­ding­ter Ein­schrän­kun­gen po­si­ti­ve Ef­fek­te vor allem beim Kon­sum, was auch den arg ge­beu­tel­ten Bran­chen Gas­tro­no­mie und Tou­ris­mus hel­fen werde. „Die Auf­he­bung von Corona-Maß­nah­men wirkt hier wie ein Schub“, hat er be­reits fest­ge­stellt. Für viele an­de­re Be­rei­che aller­dings gilt: die Un­sicher­heit ist sehr groß, und die Unter­neh­men müs­sen „auf Sicht fahren“.
Oberes Bild: Gaben Aus­kunft zur Wirt­schafts­ent­wick­lung im Olden­bur­ger Land (von links): Aus­bil­dungs­lei­ter Stefan Bünting, Haupt­ge­schäfts­führer Dr. Torsten Slink, IHK-Prä­si­dent Jan Müller und Felix Jahn, Ge­schäfts­füh­rer des Be­reichs Ge­schäf­te welt­weit, Foto: Klaus-Peter Jordan

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