• Wann ist ein Reifenwechsel fällig?

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    Wann ist ein Reifen­wechsel fällig?

Bei Reifen schreibt der Gesetz­ge­ber eine Min­dest­pro­fil­tiefe von 1,6 Milli­me­tern vor. Doch viele Auto­fah­rer tau­schen ihre Rei­fen vor­her. Bis zu wel­cher Gren­ze kön­nen Rei­fen ge­fah­ren werden?

11. März 2024

Spätestens bei Schnee, Schnee­matsch oder star­kem Regen mer­ken Auto­fah­rer, wie gut oder schlecht ihre Rei­fen sind. Wenn die Haf­tung zur Stra­ße ab­nimmt, die Warn­leuch­te der Trak­tions­kon­trol­le oder des ESP auf­blinkt und der Rei­fen an sei­ne Gren­zen kommt, ist viel­leicht die Profil­tiefe zu ge­ring. Paul Englert, Re­dak­teur Fahr­zeug- und Rei­fen­test bei der Zeit­schrift „Auto, Motor und Sport“ em­pfiehlt: Rei­fen nicht bis zur ge­setz­lichen Min­dest­pro­fil­tiefe von 1,6 Milli­meter fah­ren, son­dern frü­her wech­seln. Som­mer­rei­fen bei drei und Win­ter­rei­fen bei vier Milli­metern.

Schlechter Grip bei ge­rin­gem Profil

„Vor allem bei Win­ter­rei­fen ist das Pro­fil ent­schei­dend“, sagt er. „Feine lan­ge La­mel­len von neuen Rei­fen ver­zah­nen sich gut mit Schnee und Schnee­matsch. Damit sor­gen sie für aus­rei­chend Grip. Sind die La­mel­len kür­zer und we­ni­ger fle­xi­bel, ver­zah­nen sie sich schlech­ter mit dem Unter­grund.“
Weniger Pro­fil be­deu­tet auch eine schlech­te­re Drai­na­ge, also dass Was­ser schlech­ter ab­lau­fen kann. Trotz zu­sätz­licher Ker­ben im un­te­ren Pro­fil weist ein Win­ter­rei­fen we­ni­ger La­mel­len auf und hat damit unter be­stimm­ten Um­stän­den we­ni­ger Grip. Ist viel Was­ser auf der Straße, schwimmt der Rei­fen frü­her auf, es droht der Kon­troll­ver­lust über das Auto. Lenk- und Brems­kräf­te wer­den nicht mehr op­ti­mal über­tragen.
Auch Constantin Hack vom ACE Auto Club Europa rät dazu, die Rei­fen früh­zei­tig zu wech­seln und nicht bis zur Min­dest­pro­fil­tie­fe herun­ter­zu­fah­ren – auch wenn es er­laubt ist. „Grip- und Brems­werte ver­schlech­tern sich bei ab­neh­men­dem Pro­fil. Vor allem bei Aqua­pla­ning kommt es auf aus­rei­chen­de Pro­fil­tie­fe an“, sagt er. „Ab­ge­fah­re­ne Rei­fen spü­ren Auto­fah­rer, wenn die Regel­sys­teme wie ASR oder ESP früh ein­greifen.“

Profil ist bei ex­tre­mer Wit­te­rung wichtig

„Allein aus Sicher­heits­grün­den soll­ten Auto­fah­rer daher immer auf aus­rei­chend Pro­fil ihrer Rei­fen ach­ten“, sagt Re­dak­teur Paul Englert. Der ADAC hat bei einem Rei­fen­test mit ab­ge­fah­re­nen Rei­fen-Sät­zen mit einer Pro­fil­tie­fe von 2,5 und 2 Milli­me­tern fest­ge­stellt, dass diese Rei­fen we­ni­ger Längs- und Quer­kräf­te mit­ein­an­der kom­bi­nie­ren können.
„Bei Kurven­fahrt auf nas­ser Fahr­bahn nimmt die Leis­tung der mei­sten Rei­fen mit einem Pro­fil von 2,5 Milli­me­ter um rund 70 Pro­zent ab“, sagt Ruprecht Müller vom ADAC-Tech­nik­zen­trum in Lands­berg am Lech. Auch des­halb bleibt der ADAC bei sei­ner Gren­ze von drei Milli­me­tern bei Som­mer­rei­fen und vier bei Win­ter­rei­fen. „Wenn die Rei­fen in die­sem Be­reich lie­gen, soll­ten Auto­fah­rer über einen Wech­­sel nach­den­ken.“ Vor allem gelte das für jene, die auf ihr Fahr­zeug an­ge­wie­sen sind und auch bei ex­tre­men Wit­te­rungs­ver­hält­nis­sen unter­wegs sein müs­sen. „Im Som­mer bei bes­tem Wet­ter rei­chen die ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen 1,6 Milli­meter. Bei einem star­ken Regen mit Aqua­pla­ning aber wie­der nicht mehr“, sagt der ADAC-Experte.

Einfach mit der Euro­münze testen

Und was ist mit der Nach­hal­tig­keit? Es gibt Rei­fen­her­stel­ler, die dafür wer­ben, dass sich ihre Pro­duk­te bis zum Er­rei­chen der Min­dest­pro­fil­tie­fe op­ti­ma­le Leis­tun­gen er­brin­gen. Den nach­hal­ti­gen An­satz fin­det Ruprecht Müller aus öko­lo­gi­schen Ge­sichts­punk­ten gut. Doch Sicher­heit geht für ihn vor: „Bei Aqua­pla­ning bie­ten Rei­fen mit we­ni­ger Pro­fil ein hö­he­res Sicher­heits­ri­si­ko. Wer in jeder Fahr­si­tua­tio­nen ge­nü­gend Re­ser­ven bei den Rei­fen haben möch­te, soll­te auf aus­rei­chend Pro­fil achten.“
Daher rät er, regel­mä­ßig die ge­sam­te Lauf­fläche des Rei­fens zu prü­fen, vor allem die In­nen­sei­te. Diese fährt sich häu­fig stär­ker ab als die Außen­sei­te. Mit einer 1-Euro-Münze lässt sich das ein­fach kon­trol­lie­ren. Ragt der goldene Rand der Münze aus dem Pro­fil heraus, sind es we­ni­ger als drei Milli­meter – Zeit für einen Wechsel.
Für Autos, die bei ex­tre­men Wit­te­rungs­ver­hält­nis­sen ste­hen ge­las­sen wer­den kön­nen, eig­nen sich auch Ganz­jah­res­rei­fen. Sie äh­neln laut Müller mehr­heit­lich den Win­ter­rei­fen: „Sie sind für hohe Tem­pe­ra­tu­ren im Som­mer nicht oder nur be­dingt ge­eig­net, was sich bei for­cier­ter Kur­ven­fahrt, schnel­lem Spur­wech­sel und vor allem Voll­brem­sun­gen be­merk­bar macht.“ Für Fahr­zeu­ge, die unter allen Wit­te­rungs­be­din­gun­gen sicher fah­ren sol­len, em­pfiehlt der ADAC daher den zei­ti­gen Wech­sel auf sai­so­na­le Reifen.

Neue Reifen nach spä­tes­tens acht Jahren

Und selbst wenn noch aus­rei­chend Pro­fil vor­han­den ist: „Spä­tes­tens nach acht Jah­ren soll­ten Rei­fen ge­wech­selt wer­den, weil sie mit der Zeit durch Hitze und UV-Strah­lung aus­här­ten und porös wer­den kön­nen“, sagt Paul Englert. „Die Pro­fil­tie­fe ist kein allei­ni­ger In­di­ka­tor dafür, wie gut der Rei­fen noch ist.“
Übrigens: Viele Auto­fah­rer wis­sen nicht, dass im Aus­land zum Teil schär­fe­re Re­geln ge­lten. So ver­langt Öster­reich bei Win­ter­rei­fen eine Min­dest­pro­fil­tiefe von vier Milli­me­tern bei Ra­dial­rei­fen. In Ita­lien sind im Win­ter min­des­tens 3,5 Milli­meter vor­ge­schrie­ben.
Foto: Daniel Karmann/dpa

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

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