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Teures Altern
Für wen eine private Krankenversicherung taugt
Die private Krankenversicherung lockt mit manchen Vorteilen. Doch sie lohnt sich für die wenigsten. Vor allem, weil die Beiträge im Alter nicht mehr sinken.
09. Mai 2022
Wer beim Arzt besonders schnell einen Termin erhält, im schöneren Wartezimmer sitzt und im Krankenhaus ein Einzelzimmer hat, der ist oft Privatpatient. Viele Menschen würden deshalb gerne zu einer privaten Krankenversicherung (PKV) wechseln. „Doch sinnvoll ist das nur für die wenigsten“, sagt Julia Alice Böhne, Pressereferentin beim Bund der Versicherten.
Voraussetzungen für den Beitritt
Wer in die PKV wechseln möchte, muss gewisse Voraussetzungen erfüllen. Angestellte brauchen ein Einkommen, das über der sogenannten Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt. 2022 beträgt diese Grenze brutto 64.350 Euro. Wer das erfüllt, für den entfällt zum Jahreswechsel die Versicherungspflicht bei den gesetzlichen Krankenkassen. Außerdem dürfen sich Selbstständige, Studierende und Beamte privat versichern.
Beamte im Vorteil
„Wirklich sinnvoll ist das nur für Beamte und ihre Familien, weil sie von ihrem Dienstherrn Beihilfe bekommen“, sagt Harald Peschken, Präsident des Bundesverbands der Versicherungsberater. Das bedeutet: Sie erhalten einen Zuschuss von mindestens 50 Prozent zu den Krankheitskosten wie etwa Behandlungen, Medikamente oder Krankenhausaufenthalte. Die Krankenversicherung muss also nur für den restlichen Teil der Ausgaben aufkommen. Dadurch sind ihre Beiträge sehr günstig und bleiben das auch, wenn die Beamten in Pension gehen. Denn im Alter zahlt der Dienstherr weiterhin die Beihilfe.
Beitragshöhe abhängig von Alter und Gesundheitszustand
Alle anderen sollten sich einen Wechsel in die private Krankenversicherung gut überlegen. „Im ersten Moment wirkt die Absicherung in der PKV oft billiger als bei den Krankenkassen. Aber ab einem gewissen Zeitpunkt im Leben ist die private Krankenversicherung eigentlich immer teurer als die gesetzliche“, so Peschken. Denn: Was die Krankenversicherung kostet, berechnet sich nicht nur nach dem konkreten Leistungsumfang des Tarifs, sondern auch nach Alter und Gesundheitszustand des Versicherten zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses. Wer also wenige Leistungen versichert und jung und gesund ist, zahlt weniger.
Familien müssen aufpassen
„Für Familien rechnet sich das nicht“, sagt Peschken. In der gesetzlichen Krankenversicherung sind Kinder beitragsfrei mitversichert, das ist günstiger. Besonders aufpassen müssen Paare, wenn ein Partner nichts mehr verdient, etwa in der Elternzeit. Denn: „Auch dann fordert die private Krankenversicherung Beiträge“, sagt Peschken. So kann es finanziell schon mal eng werden.
Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung zum Teil besser
Bei den Leistungen kann die private Krankenversicherung den Leistungskatalog der gesetzlichen schlagen. „Wer bessere Leistungen haben will, muss aber auch viel zahlen“, sagt Peschken. Günstiger ist die PKV also nicht unbedingt. Und: „Die gesetzliche Krankenversicherung ist viel besser als ihr Ruf. In Teilbereichen leistet sie sogar deutlich mehr als die privaten Anbieter.“ Das gilt zum Beispiel beim Kinderkrankengeld, denn das bezahlt die PKV nicht.
Beiträge steigen mit der Zeit
Auch wenn die Beiträge anfangs oft sehr günstig sind, mit der Zeit steigen sie. „Da laufen im Alter viele ins Messer“, sagt Böhne. Laut Verband der Privaten Krankenkassen sind die Beiträge seit 2012 durchschnittlich um 2,6 Prozent jährlich gestiegen – und damit etwas weniger als in der Gesetzlichen Krankenkasse. Einzelne Tarife hätten sich in der Vergangenheit durchaus aber auch mal um 20 Prozent verteuert. „Ich kenne Fälle, in denen Menschen mehr als 1.000 Euro monatlich zahlen müssen“, sagt Peschken.
Für die Versicherten kann aber selbst eine moderate Teuerung im Rentenalter ein Problem werden. Denn die Beitragshöhe nimmt keine Rücksicht auf den Verdienst. Das Problem ist: Wer sich einmal für die private Krankenversicherung entscheidet, kommt nur schwer wieder raus.
Foto: Christin Klose/dpa-tmn