Klaus Modick, Felicitas Hoppe und Bernd Eilert sitzen an Tischen in einem Veranstaltungsraum, umgeben von Scheinwerfern und einem Willkommensbanner.
Kultur & Sport

Literarischer Advent 2025

27. November 2025

Kenntnisreiche und kritische Gesprächsrunde zu Knut Hamsun

Am 25. November 2025 fand im Wilhem13 der diesjährige Literarische Advent statt, der von der Kulturstiftung der Öffentlichen Oldenburg gefördert wurde. Zur Tradition des besonderen Literaturformats, das jährlich im Programm des Oldenburger Literaturhauses stattfindet, gehört nicht nur die Terminierung der Veranstaltung unmittelbar vor der Adventszeit. Beständig laden die Oldenburger Autoren Klaus Modick und Bernd Eilert, die das erlesene Gesprächsformat gemeinsam mit dem Literaturhaus präsentieren, auch jedes Jahr einen besonderen Gast ein. Traditionell geht es zudem nicht um eigene literarische Veröffentlichungen der Akteure und – anders als in Literaturhausprogrammen üblich – auch nicht um aktuelle Neuerscheinungen. Im Mittelpunkt steht vielmehr jedes Mal das vor längerer Zeit publizierte Werk eines Schriftstellers: Beim Literarischen Advent setzen Eilert, Modick und Literaturhaus gegen die Kurzlebigkeit des Buchmarktes auf die beständige Qualität von Büchern und Werken.

Im Mittelpunkt des kritischen Gesprächs stand dieses Mal der norwegische Schriftsteller Knut Hamsun (1859–1952). 1920 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Der literarische Durchbruch gelang ihm 1890 mit dem Roman „Hunger“, der als Meilenstein modernen Erzählens gilt. Hamsun lässt in dem Buch einen erfolglosen Journalisten und Schriftsteller durch das heutige Oslo treiben, der dabei mehr und mehr in Elend gerät. Obdachlos hungert, friert und fantasiert er durch die Straßen. Über weite Strecken im inneren Monolog gehalten, entwickelt Hamsun dabei Stilmittel, die Jahrzehnte später Marcel Proust, James Joyce oder Virginia Woolf aufgreifen werden. Die Qualität seiner literarischen Texte wird jedoch überschattet von Hamsuns offensiver Hinwendung zum Nationalsozialismus, die sich in der Rezeptions-geschichte widerspiegelt. Seine Kollaboration mit den Nationalsozialisten und seine Uneinsichtigkeit in den letzten Lebensjahren greift zum Beispiel Tankred Dorst in seinem Theaterstück „Eiszeit“ aus dem Jahr 1973 auf.

Als Gast ergänzte die Schriftstellerin Felicitas Hoppe das Oldenburger Autorenduo. Seit 1996 veröffentlicht sie Erzählungen, Romane, Kinderbücher und Feuilletons. Sie ist zudem als Übersetzerin tätig. 2012 hatte sie die Gastprofessur für Interkulturelle Poetik an der Universität Hamburg inne und wurde von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. 2020 wurde sie mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds geehrt. Zum diesjährigen Literarischen Advent war sie eingeladen, weil sie ein Nachwort zur 2023 erschienenen Neuübersetzung Ulrich Sonnenbergs von Knut Hamsuns Roman „Hunger“ geschrieben hat. Das Gespräch über Werk, Leben und Wirkung Hamsuns machte sein aktives Eintreten für den Nationalsozialismus zum Thema. Gerade weil ein Werk niemals unabhängig von seinem Künstler betrachtet werden könne, so Hoppes These, sei es besonders wichtig, bei öffentlichen Veranstaltungen fachkundige und kritische Einordnungen vorzunehmen.

Am Ende der Veranstaltung wurden zudem drei persönliche Literaturtipps ausgesprochen: Bernd Eilert empfahl den im englischen Original 1949 veröffentlichten Roman „Der falsche Erbe“ von Josephine Tay, der anregend und sehr unterhaltsam einen Hochstapler entwirft. Eine aktuelle Übersetzung ins Deutsche liegt im Oktopus-Programm des Kampa Verlags vor.

Klaus Modick legte den Besuchern der Veranstaltung Tom Wolfes Roman „Der Electric Kool-Aid Acid Test“ zur Lektüre nahe, einen Klassiker der amerikanischen Literatur aus dem Jahr 1968 über die legendäre Reise von Ken Kesey und seinen Merry Pranksters (ins Deutsche übertragen z.B. bei Heyne, 2009).

Felicitas Hoppe schließlich sprach sich für „Das eingeschossige Amerika“ von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow aus, ein 1936 in der Sowjetunion erschienenes Reisetagebuch über eine zehnwöchige Autofahrt zweier Sowjetbürger durch die Vereinigten Staaten von Amerika, das ein differenziertes Bild der USA zeichnet. 2014 erschien eine deutsche Übersetzung im Verlag Die Andere Bibliothek.

Der zur Veranstaltung von Buch Brader bereitgestellte Büchertisch bot nicht nur die Leseempfehlungen, sondern auch Bücher Knut Hamsuns zum Kauf an, die zuvor im Gespräch vorgestellt worden waren.

Text: Monika Eden (als Gastautorin)
Foto: Monika Eden 

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