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„Komplett RETRO und trotzdem NOW“
Das Horst-Janssen-Museum in Oldenburg widmet erstmals Janssens fotografischem Werk eine eigene Ausstellung und präsentiert den Künstler als begeisterten Fotografen.
25. Mai 2023
Wenn man den Namen Horst Janssen hört, denkt man wohl zuerst an die Grafiken und Illustrationen, die der 1929 in Wandsbek bei Hamburg geborene Künstler schuf, nicht jedoch an Fotografien. Die Tatsache, dass Janssen Zeit seines Lebens von der Fotografie begeistert war und sein fotografisches Werk rund 3.000 Arbeiten umfasst, ist kaum bekannt. Zudem ist die letzte Ausstellung zu Janssens Fotografie 20 Jahre her. Ein Großteil der Fotos schlummerte bisher in Archiven in Hamburg und Oldenburg. Der Forschungsstipendiat des Horst-Janssen-Museums und des Fördervereins, Oliver Godow, hat zusammen mit der Co-Kuratorin Dr. Sabine Siebel die Archive gesichtet und dabei ein komplexes fotografisches Werk zu Tage gefördert. Mit der aktuellen Ausstellung wollen sie zeigen, wie Janssen die Fotografie innerhalb seiner Kunst einsetzte und wie verblüffend zeitgenössisch sein Umgang mit der Kamera aus heutiger Sicht war.
In den 1970er und 80er Jahren griff Horst Janssen besonders gerne zur Polaroid Kamera, die ihm ein ähnlich spontanes Bild ermöglichte, wie uns heute die Smartphonekamera. So entstanden knapp 1.000 Polaroids, die oft Alltägliches zeigen und fixierte Augenblicke der Welt des Künstlers sind. Zur eigenen Sammlung des Museums gehören jedoch auch zahlreiche Schwarzweißfotos aus den 1970er Jahren, die ergänzt werden durch Leihgaben aus der Galerie St. Gertrude und Fotorepros aus der Hamburger Kunsthalle. Außerdem konnte Dr. Sabine Siebel bisher unbekanntes Material aus dem Nachlass des Hamburger Fotografen und Janssen-Freunds Volker Eckhoff beisteuern. „Ein großer Teil der rund 150 Fotos in der Ausstellung werden zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert“, erzählt Dr. Siebel.
Der aktuelle Stipendiat Oliver Godow bereichert die Ausstellung mit Eigenproduktionen, die ihn selbst im Spiegel von Janssens Fotografien zeigen. Godow studierte Fotografie am Bournemouth College of Art & Design und schloss an der Glasgow School of Art mit dem Master in Fine Arts ab. Er erhielt bereits zahlreiche Preise und Stipendien und ist zur Zeit der Stipendiat des Horst-Janssen-Museums 2023. Im Zentrum seiner Forschung am Museum stehen Janssens Fotografien. Das Forschungsstipendium wird jährlich zusammen von dem Horst-Janssen-Museum und seinem Förderverein ausgelobt und läuft für neun Monate. Das Museum stellt für diesen Zeitraum eine möblierte Wohnung im ehemaligen Haus von Janssens Großeltern zur Verfügung und die Freunde und Förderer des Horst-Janssen-Museums Oldenburg e.V. vergüten die Forschungsarbeit mit einer monatlichen Pauschale von 1.200 Euro.
Wie gewohnt wird auch die Ausstellung „I think THE POWER OF PHOTOGRAPHY did hit Mr. Janssen“ von einem umfangreichen Vermittlungsangebot begleitet. Es wird verschiedene Führungen geben, aber auch zwei Workshops zur Portrait- und Straßenfotografie finden bis zum 24. September 2023 statt. Besonders interessant ist die Veranstaltung „Im Dialog: Karin Elmers zu Gast“ am 21. Juni um 19 Uhr. Die international arbeitende Fotografin Karin Elmers war eng mit Janssen verbunden und besorgte ihm seine erste Polaroid Kamera. Im Gespräch mit der Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos berichtet sie aus der gemeinsamen Zeit mit Janssen und über den Stellenwert von Fotografie zwischen Handwerk und Kunst in den 1970er Jahren. Der Eintritt ist kostenlos.
Oberes Bild: The Power of Photography, Ausstellungsansicht, Foto: Horst-Janssen-Museum