Kolumne

Jesse Hinrichs, Autor die­ser Ko­lum­­ne, über Profi­sport­ler außer­halb der Saison.

23. Mai 2023

Jesse Hinrichs
Bild: Jesse Hinrichs, Foto: Privat
Liebe Leserinnen und Leser,

das letzte Mal konnten Sie von mir im Online-Magazin der Öffentlichen im Novem­ber ver­gan­genen Jahres lesen. Nun ist es bereits Mitte Mai, über ein halbes Jahr später und am ver­gan­genen Wochen­ende habe ich seit dem Ren­nen auf Mallorca letzten Oktober wieder einen Wett­kampf bestrit­ten.

Über 6 Monate keine Wett­kämpfe. Bedeutet das auch gleichzeitig kein Training, Urlaub und nur faul auf der Haut liegen? Wofür lohnt es sich schon zu trainieren, wenn der nächste Wett­kampf noch Monate entfernt ist?

Diese Fragen bekommt man als Profi­sportler von Außen­stehenden recht oft gestellt und Personen, die keinen großen Bezug, ins­beson­dere im Indi­vi­dual­sport, haben, fragen sich häufig, was Profi­sport­ler eigentlich so machen, wenn sie keine „Saison“ haben.
Genau wie für uns als Sommersportart gilt es auch für den Winter­sport, wie Lang­lauf oder auch Biath­lon. Man könnte nun denken, dass sie den ganzen Sommer Pause machen und dann erst kurz vor dem Winter wieder anfangen zu trainieren, um dann, sobald die ersten Wett­kämpfe losgehen, wieder fit zu sein. Eins kann ich vor­weg­nehmen, so ist es ganz und gar nicht. Hier ein kleiner Ein­blick und einige Infos aus dem Näh­kästchen.
Nach meinem leider enttäuschenden Saison­abschluss entschied ich mich dazu, wie auch in allen vergan­genen Jahren, eine kurze Pause zu machen, in der ich lediglich nach Lust und Laune trainiere und die „Akkus wieder auflade“. Denn eine Triathlon­saison, die von April bis Ende Oktober dauert, zieht sowohl körperlich als auch mental einige Körner. Durch die kurze Pause kann man dann frisch in die Winter­vor­berei­tung starten.
Obwohl es mittler­weile eigentlich das ganze Jahr über Wett­kämpfe gibt und man auch in den Winter­monaten (mit ein bisschen Reise­stress) teil­weise hoch­klassige Starter­feldern gegen­über­stehen kann, ent­scheiden sich die meisten Euro­päer den Winter zu nutzen, um an den eigenen Schwächen zu arbeiten und mit viel Training eine möglichst große Basis aufzu­bauen.
Das heißt, nach der kurzen Trainings­pause, die bei mir meistens so knappe 2 Wochen dauert, wird das Training wieder nach und nach aufgebaut, sodass sich der Körper wieder daran gewöhnen und auch der Reiz des Trainings auf den Körper gut verarbeitet werden kann.
Um hier mal ein Beispiel aus meiner persönlichen Vor­berei­tung zu geben, beginnt es meistens damit, dass wir sowohl den Umfang, also die Distanzen in jedem Training, als auch die Intensität langsam steigern. Beim Laufen starten wir somit, ganz konträr zu der Wett­kampf­distanz, mit Inter­vallen auf der Lauf­bahn von nur 100m oder 200m Länge oder alternativ das Ganze an einem Hügel bergauf. Ähnlich ist es beim Rad­fahren, wo häufig nur 30-40sec intensiv gefahren werden.
Alle diese Inter­valle sind so intensiv wie möglich und mit sehr kurzer Pause. Diese Art von Training soll den Körper auf die längeren Intervalle vorbereiten und aus trainings­wissen­schaftlicher Sicht die maximale Sauer­stoff­auf­nahme steigern. Alles aber inner­halb der Woche gepaart mit vielen lockeren Trainings­einheiten, sodass man nicht jedes Training an sein Limit gehen muss, aber trotzdem viele ruhige Trainings­stunden absolviert. Nach und nach wird also die Länge der intensiven Trainings­ein­heiten gestei­gert, wobei natürlich bei länger werdenden Inter­vallen die Intensität auch etwas runter­geht.
Das Training spulen wir Athleten dann Woche für Woche ab. Teilweise auch in Trainings­lagern im Süden, wo sich für uns Triathleten ins­beson­dere die Kanaren als ideale Destination für die kalten Winter­monate hier Zuhause heraus­gestellt haben. Einige verbringen hier mehr Zeit in Trainings­lager und andere Athleten bevorzugen dann doch das heimische Umfeld, um sich besser auf das Training konzentrieren zu können.
Der größte Punkt bleibt dabei jedoch immer weder Krank zu werden, noch sich zu verletzten, was bei hohen Trainings­umfängen und dauer­haft geschwäch­tem Immun­system gar nicht so einfach ist. Hier gilt es gut auf die Signale des eigenen Körpers zu hören und manchmal auch etwas weniger zu trainieren, um nichts zu riskieren.
Die Trainings­umfänge sind natürlich sehr individuell. Bei mir hieß das genauer gesagt über 500 Stunden reine Trainings­zeit seit Dezember. Das entspricht über 25 Stunden pro Woche, welche sich ungefähr unterteilen lassen in 20km Schwimmen, 300-400km Radfahren und 60-90km Laufen. Dazu kommen noch knapp 2h Krafttraining pro Woche. Diese Zahlen sind dabei natürlich nur der Durch­schnitt, was bedeutetet, dass es auch Wochen gibt mit deutlich mehr Training, aber auch Ruhe­wochen, wo das Training herunter­gefahren wird. Die Erholung steht in diesen Wochen dann also im Fokus.
Es wird also glaube ich gut deutlich, dass auch ohne Wett­kämpfe den Profi­athleten nicht lang­weilig wird ;)
Je besser man also eine Grund­fitness über den Winter auf­bauen konnte und je weniger man mit Ver­letzungen oder Krank­heiten zu kämpfen hatte, desto besser wird dann schluss­endlich auch die eigentliche Wett­kampf­saison. Somit kann man den Winter­monaten ähnlich viel Be­deutung zuweisen, wie dem Sommer mit seinen vielen Wett­kämpfen. Nicht von ungefähr kommt der unter Aus­dauer­sportlern bekannte Spruch: „Der Sommer­sportler wird im Winter gemacht“.
Ich hoffe selbst­verständlich, dass meine Vorbereitung über die Winter­monate in guten Wettkampf­ergebnissen resultiert und ich in diesem Jahr einige Erfolge feiern darf, aber natürlich ist das wie immer ungewiss, da man nie weiß, ob sich das Training aus­zahlen wird. Hat man genug trainiert, genug Umfang, genug Intensität oder konnten die Kon­kurrenten ein noch
besseres Trainings­pensum absolvieren? All diese Fragen stellt man sich vor dem ersten Wett­kampf nach einer so langen Vor­bereitung und genau des­wegen liebe ich auch diesen Sport so sehr, da man nie weiß was passiert und man immer mehr machen kann und besser werden kann.
Verfolgen Sie gerne meinen Weg. Ich werde wieder berichten. Bis dahin, auf jeden Fall sportlich bleiben und even­tuell trifft man sich in Oldenburg einmal beim Laufen oder auf dem Rad.

Viele Grüße
Jesse

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