• Hobelsammlung Rainer Städing

    Restaurierungszentrum Neuenburg

    Museum und Werkstatt unter einem Dach vereint

Das Res­tau­rie­rungs­zen­trum Neuen­burg ver­eint den Rück­blick in die Neuen­burger Möbel­ge­schich­te, wäh­rend vor Ort zu­gleich ge­ar­bei­tet wird. Ein Kon­zept, das Tra­di­tion und Mo­der­ne mit­ein­an­der ver­bin­det.

2. November 2021

Holzengel
Bild: Holzengel, Foto: Res­tau­rie­rungs­zen­trum Neuenburg
Im ehe­ma­li­gen Werk­statt­ge­bäu­de des Möbel­tisch­lers Diedrich Müller wurde eine Aus­stel­lung über die Er­folgs­ge­schich­te der Neuen­bur­ger Möbel­her­stel­lung ein­ge­rich­tet, die den Be­suchern so­wohl den Haus­herrn als auch sein Hand­werk vor­stellt. Der His­to­ri­ker Cai-Olaf Wilgeroth aus Neuen­burg hat die Aus­stel­lung kon­zi­piert.

Von 1904 bis in die 1950er Jahre

Vorderansicht Muellersche Werkstatt
Bild: Vor­der­an­sicht Müllersche Werk­statt, Foto: Rainer Städing
„Die Müllersche Wer­kstatt ist in Neuen­burg ein alt­ein­ge­ses­se­ner Be­trieb. Diedrich Müller war ein klu­ger Ge­schäfts­mann. Schon um 1890 ist er von Hof zu Hof ge­zo­gen, um den Bau­ern alte Möbel ab­zu­kau­fen. Ganze Wa­gen­la­dun­gen hat er an­ge­karrt, um diese auf­zu­ar­bei­ten und einer wach­sen­den Käu­fer­schicht an­zu­bie­ten“, weiß Cai-Olaf Wilgeroth. Diedrich Müller hatte Trend sei­ner Zeit schon früh er­kannt. In der Blü­te­zeit von His­to­ris­mus und Hei­mat­schutz­be­we­gung war das In­te­res­se an ori­gi­na­len Bauern­mö­beln groß. Schon bald ge­lang es dem ge­lern­ten Tisch­ler­meis­ter, sein Pro­dukt „Ammer­län­der und Frie­si­sche Möbel“ über­re­gio­nal an den Markt zu brin­gen. Selbst Kaiser Wilhelm zähl­te zu sei­nen Kun­den. 1903 be­stell­te der Mo­narch einen gan­zen Eisen­bahn­wag­gon voll alter Schrän­ke und Truhen. Das lu­kra­tive Ge­schäft ver­lang­te nach einem grö­ße­ren Betrieb.

Nahe dem Bahn­hof ließ Diedrich Müller das Ge­bäu­de 1904 er­rich­ten, in dem zeit­weise rund 20 Mit­ar­bei­ter be­schäf­tigt waren, da­run­ter ver­sier­te Schnit­zer und Drechs­ler. Sein Sohn Wilhelm Müller führ­te die Werk­statt bis in die 1950er Jahre fort. „Zu­gleich haben sich hier wei­te­re Möbel­her­stel­ler an­ge­sie­delt, so dass sich Neuen­burg zu einem Zen­trum des Möbel­we­sens ent­wickel­te“, er­gänzt Wilgeroth. „Als Wirt­schafts­fak­tor nahm die Möbel­her­stel­lung in der Müllerschen Werk­statt ihren Anfang.“

Geschichte des Hand­werks nach­voll­zieh­bar machen

Hobelsammlung
Bild: Hobel­samm­lung, Foto: Res­tau­rie­rungs­zen­trum Neuenburg
In der Werk­statt, die rund 50 Jahre aktiv be­trie­ben wurde, sind gro­ße Teile des his­to­ri­schen In­ven­tars noch er­hal­ten: neben Möbel­stücken und Werk­zeu­gen sind auch be­deu­ten­de Ar­chi­va­lien vor­han­den. Be­son­ders wert­voll ist ein Kon­vo­lut von Glas­ne­ga­ti­ven, da Fotos die Ver­gan­gen­heit sicht­bar do­ku­men­tie­ren. „Mit dem Fun­dus“ er­läu­tert der His­to­ri­ker, „lässt sich die Ge­schich­te des Hand­werks nach­voll­zieh­bar de­mons­trie­ren.“

Zu sehen sind ein alter Leim­ofen, eine Fu­nier­pres­se, eine Drech­sel­bank, vie­ler­lei Werk­zeuge sowie ein Regal mit Ho­beln und eine Schnitz­eisen­samm­lung. Ein Freund von „mu­sea­ler Un­zu­gäng­lich­keit“ ist Willgeroth dabei nicht. Anstatt die Ge­rät­schaf­ten unter glä­ser­nen Hau­ben oder in ver­schlos­se­nen Vi­tri­nen zu zei­gen, legt er Wert auf Nah­bar­keit: „Das hap­ti­sche Er­le­ben der Ar­beits­plät­ze und Werk­zeu­ge ist mir wichtig.“

Eine lebendige Res­tau­rie­rungs­werk­statt

Werkstattimpressionen
Bild: Werk­statt­im­pres­sio­nen, Foto: Rainer Städing
Gebäude­ei­gen­tümer ist die Ge­mein­de Zetel, die das Ge­samt­en­sem­ble mit der denk­mal­ge­schütz­ten Werk­statt aus Fa­mi­lien­be­sitz über­nom­men hat. Sie stellt es dem ge­mein­nüt­zi­gen Ver­ein „Zen­trum für Holz- und Möbel­res­tau­rie­rung Neuen­burg e.V.“ zur Ver­fü­gung. Neben der Mu­sea­li­sie­rung des An­we­sens wurde schon früh über seine Wei­ter­ent­wick­lung zu einem re­gio­na­len Zen­trum für Holz- und Möbel­res­tau­rie­rung nach­ge­dacht. Da in den re­gio­na­len Mu­seen ein ste­ti­ger Be­darf zur Res­tau­rie­rung der his­to­ri­schen Samm­lungs­be­stän­de be­steht, be­her­bergt das Ge­bäu­de gleich­zei­tig eine le­ben­di­ge Res­tau­rie­rungs­wer­kstatt. Tra­di­tio­nel­le hand­werk­liche Tech­ni­ken kom­men hier eben­so zum Ein­satz wie inno­va­ti­ve Be­hand­lungs­me­tho­den der heu­ti­gen Zeit. Res­tau­riert wer­den Möbel, aber auch Holz­bö­den, Trep­pen, Wand­ver­klei­dun­gen, Türen und Fens­ter, Bil­der­rah­men oder Spiel­ge­rä­te. Hilfe bei In­sek­ten­be­fall ge­hö­ren eben­so zum An­ge­bot wie Alters- und Ma­te­rial­be­stim­mung. Die Auf­trä­ge kom­men aus Mu­seen, Schlös­sern oder Kir­chen sowie aus Pri­vat­be­sitz.

Aktuelle An­sprech­part­ne­rin für Res­tau­rie­rungs­ar­bei­ten ist die Dipl. Restauratorin Anja Hänisch.
Oberes Bild: Hobelsammlung, Foto: Rainer Städing

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel ist als freie Kultur- und Kunst­wis­sen­schaft­le­rin tätig.

Mail an "Wir sind Nähe"

Infothek

Restaurierungszentrum Neuenburg

Müllersche Werkstatt
Zum Bahnhof 3
26340 Zetel

Eintritt pro Person 3,00 €

Terminvereinbarung für Führungen unter Telefon:

Cai-Olaf Wilgeroth 0151/23671869
E-Mail: kontakt@restaurierungszentrum-neuenburg.de

Dauer der Führung ca. 1 Stunde

Restaurierungen
Anja Hänisch
Dipl. Restauratorin (FH) für Möbel und Holzobjekte
Tel.: 0160-98386681
E-Mail: haenisch@restaurierungszentrum-neuenburg.de

Weiteres unter

http://www.restaurierungszentrum-neuenburg.de/

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel ist als freie Kultur- und Kunst­wis­sen­schaft­le­rin tätig.

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