• Höcker Klasse

    Dammer Domfestspiele

    "Vom Jungen, der Hitlers Pläne durchkreuzte"

Clop­pen­burg am 25. No­vem­ber  1936 – die Na­zis hat­ten die Ent­fer­nung al­ler re­li­gi­ösen Zei­chen aus den staat­li­chen Ge­bäu­den an­ge­ord­net. Der Pro­test der Ka­tho­li­ken in Süd­ol­den­burg ging als „Kreuz­kampf“ in die Ge­schich­te ein. Jetzt ist das Er­eig­nis The­ma ei­ner neuen In­sze­nie­rung des The­aters Dam­mer Ber­ge.

01. August 2022

„Rund 7.000 Ka­tho­li­ken ha­ben sich da­mals in der Müns­ter­land­hal­le ver­sam­melt, teil­wei­se wa­ren sie so­gar mit For­ken und Spa­ten be­waff­net“, er­läu­tert Bernd Kessens, der das Thea­ter­stück ge­schrie­ben hat. Er weiß, dass der „Kreuz­kampf“ im kol­lek­ti­ven Ge­dächt­nis der ka­tho­li­schen Be­völ­ke­rung nicht ver­ges­sen ist. „Ich ken­ne vie­le Men­schen, de­ren El­tern oder Groß­el­tern an dem Pro­test ak­tiv teil­ge­nom­men ha­ben. Auch mein Va­ter ist da­bei ge­we­sen“, so Kessens. An­lass des Auf­ruhrs war der Er­lass des ol­den­bur­gi­schen Mi­nis­ters der Kir­chen und Schu­len, Julius Pauly, we­ni­ge Wo­chen zu­­vor. Am 4. No­vem­ber 1936 hatte Pauly ver­ord­net, dass jeg­li­che Kru­zi­fi­xe und Luther­bil­der aus al­len staat­li­chen Ge­bäu­den und da­mit auch den Schu­len zu ent­fer­nen seien – ein Af­front vor al­lem ge­gen das stark ka­tho­lisch ge­präg­te Ol­den­bur­ger Müns­ter­land. Die Stim­mung war so hoch­ex­plo­siv, dass NSDAP-Gau­lei­ter Carl Röver vor der auf­ge­brach­ten Men­ge ka­pi­tu­lie­ren muss­te. Am En­de der Ver­samm­lung nahm sel­bi­ger den Er­lass zu­rück: Die Kreu­ze in den Schu­len durf­ten blei­ben. Die Ge­schlos­sen­heit von Klerus und Be­völ­ke­rung hat­te ge­siegt, die Na­zis hat­ten ei­ne her­be Nie­der­la­ge ein­zu­ste­cken.
Das Ge­scheh­nis in der Müns­ter­land­hal­le kam je­doch nicht von un­ge­fähr. Der Ver­samm­lung ging vor­aus, dass sich die Gläu­bi­gen be­reits über Wo­chen ge­gen die Na­zis for­miert hat­ten. So­gar un­ter den Na­zis gab es Wi­der­stand ge­gen die Ent­fer­nung der Kreu­ze. So ent­stand ein ge­schlos­se­nes Netz­werk, das sich in Zah­len aus tau­sen­den Teil­neh­mern zu­sam­men­setz­te. Der dar­aus re­sul­tie­ren­de Volks­auf­stand zeigt ex­em­pla­risch, wie die ka­tho­li­sche Op­po­si­tion im Müns­ter­land wäh­rend des „Drit­ten Reichs“ er­folg­reich or­ga­ni­siert wer­den konn­te.
Bild: Theater Eintrittskarte, Foto: Veranstalter (Bernd Kessens)
Das Thea­ter­stück setzt in der Zeit nach der Macht­er­grei­fung Hit­lers an, als jeg­li­che Ver­bän­de von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten gleich­ge­schal­tet wur­den. Im Zen­trum der In­sze­nie­rung steht ei­ne klei­ne Volks­schu­le, de­ren Kol­le­gium durch die Na­zis streng kon­trol­liert wird. Hier tref­fen sich der ti­tel­ge­ben­de „Jun­ge, der Hitlers Plä­ne durch­kreuz­te“ und die jun­ge Lehre­rin Klara Spille, die sich nach au­ßen hin als Na­tio­nal­so­zia­lis­ten tar­nen muss­ten. Nicht zu­letzt spielt auch der „Swing“ eine Rol­le.
Auf­ge­führt wird das Stück open-air vor der Dam­mer Dom­fas­sa­de. „Rund 30 Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler kom­men auf die Büh­ne. Der jüngs­te 15, der äl­tes­te über 70 Jah­re alt“, so der Thea­ter­ma­cher. Gleich­zei­tig sind 30 Tech­ni­ker be­tei­ligt, die Licht, Ton und vie­ler­lei Ef­fek­te be­herr­schen. Die Dra­ma­tur­gie wird durch den Auf­tritt ei­nes 75-köp­fi­gen Chors noch ge­stei­gert. Am 15. Sep­tem­ber fin­det die Pre­mie­re statt.
Der in Dam­me an­säs­si­ge Bernd Kessens, Jahr­gang 1948, schrieb nach sei­ner Lauf­bahn als Leh­rer meh­re­re Ro­ma­ne mit his­to­ri­schen und mo­der­nen The­men und ist eben­so als Au­tor von Thea­ter­stü­cken wie „Die Räu­ber vom Mord­kuh­len­berg“ oder „Ro­meo und Julia in den Dam­mer Ber­gen“ be­kannt ge­wo­rden.

Infothek

„Vom Jungen, der Hitlers Pläne durchkreuzte“

Dammer Domfestspiele

15.–25. September 2022

Uraufführung Donnerstag, 15. September

weitere Aufführungen:

Freitag 16. September

Samstag, 17. September

Sonntag 18. September

Donnerstag, 22. September

Freitag, 23. September

Samstag, 24. September

Sonntag, 25. September

Die Aufführungen beginnen jeweils um 19:30 Uhr auf dem Kirchplatz des St-Viktors-Doms.

Die Karten sind zum Preis von 18 Euro in der Buchhandlung im Alten Rathaus, Lindenstraße 6, 49401 Damme, Telefon 05491–996066, erhältlich.

Weitere Informationen unter http://www.theater-dammer-berge.de

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