Faszination Licht und Transzendenz
Christiane Toewe's "respect II" im Kunstforum Oldenburg
Im Kunstforum der Werkschule Oldenburg erstrahlt bis zum 12. Januar 2024 die Ausstellung "respect II" der deutschen Künstlerin Christiane Toewe. Ihre Porzellan- und Keramikobjekte zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit Ästhetik, Sinnlichkeit und der künstlerischen Erforschung von Licht.
28. Dezember 2023
Die Leichtigkeit des Minimalismus prägt Toewes Lichtobjekte, deren Porzellan von innen heraus zu leuchten scheint. Filigran gestaltet, entfaltet sich eine ätherische Schönheit, die den Raum in ein sanftes Licht taucht. Doch die Objekte sind mehr als nur ein visueller Genuss - sie interagieren auf vielfältige Weise mit den Betrachterinnen und Betrachtern. Die Künstlerin integriert Sound, Grafiken, Fotografien, LED-Technologie und Videos in ihre Werke, um ein multisensorisches Erlebnis zu schaffen. Die Besucherinnen und Besucher werden aktiv in das Geschehen einbezogen und zu einem Teil der Installation. Einige Objekte reagieren sogar auf Klang und Bewegung und schaffen so eine dynamische Verbindung zwischen Kunstwerk und Publikum.
Toewes Arbeiten sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch Träger tiefgründiger Botschaften. Auf subtile Weise webt die Künstlerin soziale, politische und existenzielle Themen in ihre Kunst ein. Die fragile Schönheit und Transluzenz ihres bevorzugten Materials Porzellan werden zu charakteristischen Merkmalen ihrer Kunst. Nach inspirierenden Studienaufenthalten in China und England hat sich Christiane Toewe intensiv mit dem Thema Licht auseinandergesetzt. Ihre hauchdünnen Porzellankörper zeugen von aufwendigen Oberflächenbearbeitungen wie Schichtungen, Reliefs, Scrafitto, Litophanie und Perforationen. Unter Anwendung nachhaltiger Prinzipien wird so wenig Material wie möglich eingesetzt, um dennoch eine kraftvolle Aussage zu erzielen.
Ein faszinierendes Beispiel ihrer künstlerischen Vielseitigkeit ist die Installation „Rain". Hier visualisiert Toewe das Thema Wasser in Porzellan, indem sie hauchdünne Porzellantropfen formt. Wasser als essentielles Element des Lebens wird in seiner Dualität von Mangel, Überfluss und Verschwendung eindrucksvoll dargestellt. Ein weiteres Highlight der Ausstellung sind die "Whispering bottles". Dieses interaktive Raumkonzept reflektiert die Kommunikation in der Gesellschaft. Bis zu 150 transparente Porzellankörper, die an Flaschen erinnern, reagieren mit Licht auf die Umgebungsgeräusche der Besucherinnen und Besucher. So zeigen die „bottles" ihren eigenen Charakter und beginnen miteinander zu „flüstern". Doch wie im richtigen Leben bleiben manche stumm und geben so einen faszinierenden Einblick in die Vielschichtigkeit menschlicher Kommunikation.
Die vielseitige Künstlerin Christiane Toewe absolvierte ihre Ausbildung in verschiedenen Betrieben und schloss 1991 die Fachschule für Keramikgestaltung in Höhr-Grenzhausen ab. Nach Studienreisen nach Hongkong und China sowie einem Aufenthalt in England legte sie 1993 in Koblenz die Meisterprüfung ab. Im Jahr darauf gründete sie ihr Atelier für Studioporzellan in Bamberg und erweiterte ihre Fähigkeiten als Multimediadesignerin. Seit 1995 ist sie Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler:innen/Oberfranken, von 2008 bis 2014 übernahm sie den Vorsitz. Mit 11 Auszeichnungen für ihre künstlerische Arbeit und internationalen Ausstellungen seit 1990 unterstreicht Toewe ihre künstlerische Relevanz. Als Artist in Residence arbeitete sie auf Einladung 2018 und 2019 jeweils drei Monate in China und 2020 in der Salzwüste von Kutchch, Gujarat/Indien.
In respect II" schafft Christiane Toewe eine beeindruckende Symbiose aus Licht, Klang und gesellschaftlich relevanten Themen. Ihre Kunst überschreitet die Grenzen der Materialität und entführt die Betrachtenden in eine Welt von subtiler Schönheit und tiefgründiger Emotionalität.