„wir für alle“

Vom Wohnzimmer in die Ausstellung

Im Palais Rastede wird ab dem 2. Juni eine Aus­stel­lung ge­zeigt, die in Gänze von den Raste­der Bür­ge­rin­nen und Bür­gern selbst be­stückt wird.

12. Mai 2023

Graf Anton Günther, Mangazeichnung von Yingshu Shi
Bild: Graf Anton Günther, Mangazeichnung von Yingshu Shi
Über die re­gio­na­le Presse wur­den die Be­woh­ner der Ge­mein­de im Vor­feld auf­ge­ru­fen, ihre per­sön­lichen Schät­ze in die ge­schichts­träch­ti­gen Räum­lich­kei­ten der Olden­bur­ger Her­zö­ge ein­zu­brin­gen. Nach dem Motto „vom Wohn­zim­mer in die Vi­tri­ne“ konn­te das ein Werk der bil­den­den Kunst, aber auch ein Möbel­stück oder Arte­fakt einer ganz an­de­ren Gat­tung sein. So viel­fäl­tig wie die Inte­res­sen der Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer, so breit ist auch das Spek­trum der ein­ge­reich­ten Ge­gen­stän­de. Die einen sam­meln Bier­krü­ge, die an­de­ren bauen Leucht­tür­me, wie­der an­de­re haben ein Fai­ble für his­to­ri­sche Bücher.
Friseurstuhl
Bild: Friseurstuhl, Leihgabe aus Privatbesitz, Foto: Swantje Harms
Für musik­be­geis­ter­te Be­sucher wird es an Prunk und Pracht nicht feh­len, wenn die glän­zen­den Po­ka­le der Raste­der Show­band für inter­na­tio­na­le Er­fol­ge spre­chen. Ein wort­wört­liches Meis­ter­stück eines Raste­der Drechs­lers ist ein aus ver­schie­de­nen Edel­höl­zern ge­schaf­fe­nes Gram­mo­phon, das – wie die Presse am 6. August 1929 be­rich­te­te – mit dem Prä­di­kat „aus­ge­zeich­net“ be­wer­tet wurde. Noch heute las­sen sich darauf Plat­ten ab­spie­len. Rund zehn Jahre jün­ger ist ein Kin­der­stuhl mit ge­schnitz­tem Pferde­kopf, der von 1940 bis 1999 im Fri­seur­sa­lon an der Olden­bur­ger Straße die jun­ge Kund­schaft be­geis­ter­te. Wohl hun­der­te Raste­der Kin­der wer­den darauf ge­ses­sen haben, wäh­rend ihnen der Fri­seur­meis­ter einen Haar­schnitt ver­passte.
Musikautomat von 1929, Leihgabe aus Privatbesitz Foto Rüdiger Dägling
Bild: Musikautomat von 1929, Leihgabe aus Privatbesitz, Foto: Rüdiger Dägling
Eine große Gruppe der Expo­nate bil­den Kunst­werke, die von Samm­lern eben­so ein­ge­bracht wur­den wie von zeit­ge­nös­si­schen Kunst­schaf­fen­den vor Ort. Dazu ge­hö­ren Zeich­nun­gen von Künst­lern wie Wilhelm Morisse oder Paul Müller-Kaempff. Es ist sogar ein Land­schafts­ge­mäl­de aus dem eins­ti­gen groß­her­zog­lichen Be­stand unter den Leih­ga­ben. Der Raste­der Bild­hauer Erwin Rodenberg zeigt ein Por­trät von Almuth Kögel-Willms, einer Erbin gro­ßer Rasteder Län­de­reien, die in den 1950er Jah­ren all ihr Ver­mö­gen für ge­mein­nüt­zi­ge Zwecke ein­setz­te und der im Ort ein zen­tra­ler Platz ge­wid­met wurde. Der Maler Dieter Hagen wird sein Ge­mäl­de mit dem Raste­der Wap­pen prä­sen­tie­ren, welches als Eti­kett vom „Löwenblut“ be­kannt ge­wor­den ist. Orts­an­säs­si­ge wissen, dass es sich hierbei um eine Rot­wein­edi­tion zu Rastedes 950-Jahrfeier handelt.
Dieter Hagen Gemälde Löwenblut
Bild: Dieter Hagen Gemälde Löwenblut, Leihgabe aus Privatbesitz
Indem Begriffe wie „colla­bo­ra­tive turn“ oder „par­ti­ci­pa­tion pa­ra­digm“ im Kul­tur­be­trieb immer mehr an Re­le­vanz ge­win­nen, eta­blie­ren sich par­ti­zi­pa­ti­ve Ver­fah­rens­wei­sen auch im Aus­stel­lungs­wesen zu­neh­mend. Mit dem Kon­zept soll ein Schritt unter­nom­men wer­den, mit dem Pu­bli­kum stär­ker in Re­so­nanz zu tre­ten und die Be­völ­ke­rung als Wis­sens­trä­ger aktiv in das Kul­tur­pro­gramm ein­zu­be­zie­hen. Die Leih­ge­be­rin­nen und Leih­ge­ber be­tei­li­gen sich auch am Be­gleit­pro­gramm: Im Rah­men der „Sonn­tags­spa­zier­gän­ge“ durch die Aus­stel­lung er­fah­ren die Be­suche­rin­nen und Be­sucher von den per­sön­lichen Er­eig­nis­sen oder Ge­schich­ten, die mit den ein­zel­nen Ge­gen­stän­den ver­knüpft sind. Dabei wird auch das bald hun­dert­jäh­ri­ge Gram­mo­phon zum Klin­gen ge­bracht. Als som­mer­liches High­light ist über­dies ein Bür­ger­früh­stück im Pa­lais­garten geplant.

Ver­an­stal­te­rin ist die Re­si­denz­ort Rastede GmbH, die mit der För­de­rung der At­trak­ti­vi­tät der Ge­mein­de Raste­de und mit der kon­zep­tio­nel­len Ent­wick­lung des ört­lichen Kul­tur­an­ge­bots be­traut ist. In die­sem Rahmen wid­met sich die Ein­rich­tung auch der Pla­nung, Or­ga­ni­sa­tion und Um­set­zung von Aus­stel­lun­gen und Ver­an­stal­tun­gen im his­to­ri­schen Prin­zen­pa­lais, das 2018 von der Ge­mein­de Rastede er­wor­ben wurde und fortan den ört­lichen Kul­tur­ak­teu­ren für Aus­stel­lun­gen, Ins­ze­nie­run­gen, Soi­rées sowie Le­sun­gen zur Ver­fü­gung ge­stellt wird.

Begleitprogramm:

„Sonntags­spa­zier­gang“
Sonntag, 18. Juni, 16. Juli, 6. August, jeweils 11 Uhr
Öffentliche Füh­rung durch die Aus­stel­lung mit Be­tei­li­gung der Leih­ge­be­rin­nen und Leihgeber
 
„Alle an einen Tisch“
Frühstückstafel im Palais­garten
Sonntag, 9. Juli, 10 Uhr
Für die Brötchen sorgt die Bäcke­rei Müller & Egerer. Alles andere – Teller, Tasse, Besteck, Butter, Käse, Wurst, Marme­lade, Kaffee oder Tee – bringt jede und jeder selber mit.
Teilnahme 4 € pro Person inkl. Ein­tritts­karte für die Aus­stel­lung (gültig bis 6.8.2023)
Teilnehmerzahl auf 200 Per­so­nen begrenzt
Anmeldung bis 30. Juni erbeten
 
„Was ist Kuratieren und was ist künst­le­ri­sche Arbeit?“
Vortrag von Helene von Oldenburg
Donnerstag, 22. Juni, 19 Uhr, Einlass ab 18:30 Uhr
Eintritt 10 € pro Person, An­mel­dung erforderlich
Helene von Oldenburg ist sowohl bil­den­de Künst­le­rin als auch Ku­ra­to­rin. Im Hin­blick auf ihre kom­men­de Aus­stel­lung „Zehn Räume“ im Palais Rastede zeigt die Re­fe­ren­tin ei­ge­ne Ar­beits­bei­spie­le vom Zu­sam­men­spiel zwi­schen künst­le­ri­scher Arbeit und deren Prä­sen­ta­tion, aber auch von den Gren­zen bei­der Disziplinen.
 
Von Rastede in die weite Welt
Offene Postkartenwerkstatt für jedes Alter
Samstag und Sonntag, 24./25. Juni jeweils 14–17 Uhr
Leitung: Patricia Borges, Künstlerin/Kunst­pä­da­gogin
kostenfrei
 
Mangas zeichnen
Workshop für Jugend­liche ab 11 Jahren
Freitag, 9. Juni, 14–17 Uhr
Leitung: Yingshu Shi, freie Künstlerin
Teilnahme 10 € pro Person, Anmeldung er­for­der­lich (max. 12 Pers.)
 
Nadel & Faden
Kreuzstich selber machen
Workshop für Erwachsene
Samstag, 8. Juli, 14–17 Uhr
Leitung: Karin Schramm
Teilnahme 10 € pro Person inkl. Mate­rial An­mel­dung erforderlich

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel ist Pro­jekt­lei­te­rin für kul­tur­his­to­rische Ver­mark­tung bei der Re­si­denz­ort Rastede GmbH.

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Infothek

wir für alle
Vom Wohnzimmer in die Ausstellung
2. Juni bis 6. August 2023
 
Palais Rastede Feldbreite 23
26180 Rastede

Öffnungszeiten:
Donnerstag, Freitag, Samstag, 14 bis 17 Uhr Sonntag, 11 bis 17 Uhr
(nicht barrierefrei)

Eintritt:
Erwachsene ab 18 Jahre 4 € pro Person
Kinder und Jugendliche frei
samstags Eintritt frei
Gruppenermäßigung ab 8 Personen 3 € pro Person
Schulklassen auch vormittags auf Anfrage
 
Veranstalter Residenzort Rastede GmbH
Schloßstraße 29
26180 Rastede
www.residenzort-rastede.de 

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel ist als freie Kultur- und Kunst­wis­sen­schaft­le­rin tätig.

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