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Hase und Igel
Ein Vize-Weltmeister aus Oldenburg
Das Oldenburger Start-up-Unternehmen Hase & Igel entwickelt Software auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI). Damit soll Marketing effizienter werden. Im Oktober erreichten sie im Bereich „Innovativstes Tech-Unternehmen weltweit“ den zweiten Platz und schlugen Start-ups aus den USA und China.
14. Dezember 2023
Sie sind klein, sie sind jung – und sie sind Vize-Weltmeister. Jan Schoenmakers, Geschäftsführer und Haupteigentümer des Oldenburger Softwareunternehmens für Künstliche Intelligenz (KI), Hase & Igel, ist auch zwei Monate nach der Preisverleihung in Rom noch immer ganz euphorisch. „Im direkten Wettbewerb mit Konkurrenten aus zum Beispiel den USA und China Vize-Weltmeister im Bereich ,Innovativstes Tech-Unternehmen weltweit‘ zu werden und alle anderen KI-Startups dabei hinter sich zu lassen, das hat uns überwältigt und erst einmal sprachlos gemacht. Doch dann ist der Jubel ausgebrochen, und wir sind unglaublich stolz.“
Keine Garage, aber Altbauwohnung
Sie – das sind gerade einmal zwölf Mitarbeiter (und einige feste Freie). Ihr Unternehmen – das ist die gerade einmal fünf Jahre alte Hase & Igel GmbH aus Oldenburg. Sie saßen bisher zwar nicht in der sprichwörtlichen Garage. Aber viel mehr Platz war in der Altbauwohnung im zweiten Stock eines Hauses in der Oldenburger Innenstadt auch nicht, zumal sie sich die Wohnung noch mit einer Werbeagentur teilten. Hier wurde ab 2018 die Idee umgesetzt, Unternehmen eine KI-gestützte Software anzubieten, die deren Marketing und Vertrieb effizienter und effektiver macht. Eine Nische, wie sich schnell rausstellte. Rund 200 Kunden nutzen die Software derzeit – vom Startup bis zum Weltkonzern, vom Maschinenbauunternehmen bis zur Hausbank.
Der Kopf und Gründer von Hase & Igel ist Jan Schoenmakers. Der 41-Jährige hat eine abwechslungsreiche Vergangenheit. Geboren in Heidelberg – „dort habe ich auch für eine Zeitung geschrieben“, erzählt er dem journalistischen Besucher – studierte er an der Universität in Jena Sozialwissenschaften und war in der Meinungsforschung tätig. In den Nordwesten, nach Bremen kam er 2008 zu einer Unternehmensberatung. Es folgten sieben Jahre bei der EWE in Oldenburg mit der Aufgabe, die Ökostrom-Tochter Naturwatt über digitale Medien bundesweit in den Markt zu bringen. Nebenbei als selbständiger Berater gründete er mehrere kleine Firmen, u.a. eine E-Commerce-Plattform für Dienstleistungen in Europa, machte Firmen wieder dicht oder verkaufte sie.
Der Kopf und Gründer von Hase & Igel ist Jan Schoenmakers. Der 41-Jährige hat eine abwechslungsreiche Vergangenheit. Geboren in Heidelberg – „dort habe ich auch für eine Zeitung geschrieben“, erzählt er dem journalistischen Besucher – studierte er an der Universität in Jena Sozialwissenschaften und war in der Meinungsforschung tätig. In den Nordwesten, nach Bremen kam er 2008 zu einer Unternehmensberatung. Es folgten sieben Jahre bei der EWE in Oldenburg mit der Aufgabe, die Ökostrom-Tochter Naturwatt über digitale Medien bundesweit in den Markt zu bringen. Nebenbei als selbständiger Berater gründete er mehrere kleine Firmen, u.a. eine E-Commerce-Plattform für Dienstleistungen in Europa, machte Firmen wieder dicht oder verkaufte sie.
Gründung vor fünfeinhalb Jahren
„Ich wollte immer Unternehmer sein“, sagt Schoenmakers. Daher hieß es irgendwann EWE adé, und so kam es im Mai 2018 zur Gründung von Hase & Igel. Die Idee: KI-basierte Lösungen anzubieten, die schnellere, präzisere, vorausschauende Entscheidungen in Marketing und Vertrieb ermöglichen. Ziel der Software sei es, dass die Unternehmen besseres Wissen darüber erlangen, was ihre Kunden interessiert und was diese kaufen wollen. „Ich bin Marketing- und Datenexperte. Programmieren kann ich bis heute nicht“, räumt er ein. Die notwendigen Entwickler und Modellierer fand er an den Unis im Nordwesten.
Einer der ersten Kunden, noch vor der eigentlichen Unternehmensgründung, war die Öffentliche Oldenburg. „Wir wollten ein Instrument, das insbesondere unsere Werbung im Internet auf ihre Wirkung analysiert. Zum Beispiel: Wie viele User kommen über die sogenannten Google Ads auf unser Online Magazin, welche Artikel werden wie lange gelesen und vor allem, wie viele User gehen dann vom Magazin auf unseren Internetauftritt, welche Seiten besuchen diese, und schließen sie letztendlich vielleicht auch ein Produkt ab“, beschreibt Christian Bunk, Vertriebsdirektor der Öffentlichen, den Auftrag. Bis heute berät Schoenmakers den Regionalversicherer.
Einer der ersten Kunden, noch vor der eigentlichen Unternehmensgründung, war die Öffentliche Oldenburg. „Wir wollten ein Instrument, das insbesondere unsere Werbung im Internet auf ihre Wirkung analysiert. Zum Beispiel: Wie viele User kommen über die sogenannten Google Ads auf unser Online Magazin, welche Artikel werden wie lange gelesen und vor allem, wie viele User gehen dann vom Magazin auf unseren Internetauftritt, welche Seiten besuchen diese, und schließen sie letztendlich vielleicht auch ein Produkt ab“, beschreibt Christian Bunk, Vertriebsdirektor der Öffentlichen, den Auftrag. Bis heute berät Schoenmakers den Regionalversicherer.
Wirtschaftliche und politische Funktion
KI sieht der 41-Jährige durchweg positiv. „KI automatisiert, was wir nicht so gerne machen“, sagt er. Es ersetze nicht primär Arbeitskräfte, sondern setze Arbeitszeit frei, die dann eingesetzt werden kann, „um neue Wertschöpfungspotenziale zu heben“. Die Vertriebs- und Marketing-Software von Hase & Igel habe sowohl eine wirtschaftliche als auch eine politische Funktion. Die wirtschaftliche liegt auf der Hand: Unternehmen werden in die Lage versetzt, ihr Budget für Werbemaßnahmen besser und zielgenauer einzusetzen. Und die politische Funktion? „Wir schaffen Frieden im Unternehmen“, behauptet Schoenmakers, was auf den ersten Blick vielleicht überrascht, „aber mit unserer KI-Software wird die Realität abgebildet, neutral gemessen, sie ist quasi die Quelle der Wahrheit. Zusammenarbeit auf dieser Basis ist friedvoller.“
Und noch etwas überrascht: „Wir hatten von Anfang an den Plan, uns entbehrlich zu machen“, so der Start-up-Unternehmer. „Mit unserer Software kann der Kunde sich selbst beraten.“ Dabei produziere die Software nicht nur Ergebnisse, sondern erkläre auch, wie sie dazu kommt. „Das machen die derzeit so gehypten Chat-KIs nicht“, weiß Schoenmakers. Trotz Entbehrlichmachung, Geld verdienen tut das Unternehmen natürlich schon: „Wir verkaufen ja die Lizenzen für unsere Software und liefern Updates mit neuen Funktionen.“ Damit wächst Hase & Igel derzeit um etwa 50 Prozent im Jahr.
Und noch etwas überrascht: „Wir hatten von Anfang an den Plan, uns entbehrlich zu machen“, so der Start-up-Unternehmer. „Mit unserer Software kann der Kunde sich selbst beraten.“ Dabei produziere die Software nicht nur Ergebnisse, sondern erkläre auch, wie sie dazu kommt. „Das machen die derzeit so gehypten Chat-KIs nicht“, weiß Schoenmakers. Trotz Entbehrlichmachung, Geld verdienen tut das Unternehmen natürlich schon: „Wir verkaufen ja die Lizenzen für unsere Software und liefern Updates mit neuen Funktionen.“ Damit wächst Hase & Igel derzeit um etwa 50 Prozent im Jahr.
Umzug ins TGO
Immer schwierig für ein kleines, junges Start-up-Unternehmen, zumal wenn es nicht in Berlin oder München sitzt: bekannt zu werden. „Ein Budget für Marketing haben wir selbst nicht. Wir gehen auf Messen und halten Workshops ab – mit riesiger Resonanz“, erklärt Schoenmakers. Viel Wert seien auch Auszeichnungen, wie jetzt der Vize-Weltmeistertitel und zuvor schon zweimal der Titel „Innovativstes Technologieunternehmen des Jahres in Deutschland“. Und inzwischen hat man auch die Altbauwohnung in Oldenburg verlassen und ist in schicke, neue Büros im Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg (TGO) in Uni-Nähe umgezogen.
Modell auch privat eingesetzt
Wenn man beruflich in KI-Modellen unterwegs ist, warum nicht auch einmal privat? Das dachten sich Schoenmakers und seine Frau, als das dritte Kind unterwegs war – inzwischen sind es fünf, alles Töchter – und die damalige Wohnung zu klein wurde. Um keinen Streit aufkommen zu lassen – Stichwort: Frieden schaffen –, wurde ein Modell aufgesetzt, „in das alle aus unserer Sicht wichtigen, relevanten Daten für die Haus- und Wohnortauswahl eingeflossen sind“, erzählt Schoenmakers: Entfernung zu Schulen und Kitas, Verkehrsinfrastruktur, Immobilienpreise, Kriminalität, Bevölkerungsstruktur und einiges mehr. Herausgekommen ist Neerstedt im Landkreis Oldenburg. Und da wohnt Familie Schoenmakers nun seit 2019 und fühlt sich pudelwohl.
Schoenmakers Frau ist auch mitverantwortlich für den Firmennamen Hase & Igel. Wochenlang habe man im Mitarbeiterkreis darüber gebrütet. Interessant sollte und schutzfähig musste er sein und natürlich aussagekräftig. Nichts Passendes wurde gefunden. Irgendwann habe er dann zu seiner Frau frustriert gesagt, er sei jetzt mit seinem Latein am Ende, sprichwörtlich dort angekommen, wo „Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen“. Darauf seine Frau: „Wie wäre es denn mit Hase und Igel?“ Und das war es dann. Auf seiner Homepage erklärt das Unternehmen den Namen nun so: Der Igel schaut voraus und denkt in Szenarien. Der Hase ist schnell und wendig. „Manchmal braucht es eben den Zufall. Und den kann man nicht automatisieren“, hat Jan Schoenmakers erkannt.
Schoenmakers Frau ist auch mitverantwortlich für den Firmennamen Hase & Igel. Wochenlang habe man im Mitarbeiterkreis darüber gebrütet. Interessant sollte und schutzfähig musste er sein und natürlich aussagekräftig. Nichts Passendes wurde gefunden. Irgendwann habe er dann zu seiner Frau frustriert gesagt, er sei jetzt mit seinem Latein am Ende, sprichwörtlich dort angekommen, wo „Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen“. Darauf seine Frau: „Wie wäre es denn mit Hase und Igel?“ Und das war es dann. Auf seiner Homepage erklärt das Unternehmen den Namen nun so: Der Igel schaut voraus und denkt in Szenarien. Der Hase ist schnell und wendig. „Manchmal braucht es eben den Zufall. Und den kann man nicht automatisieren“, hat Jan Schoenmakers erkannt.
Oberes Bild: Das Hase & Igel-Team von Jan Schoenmakers (links) bei der Arbeit. Foto: Hase & Igel