flausen+BANDEN 2021
Das Festival performativer Künste 03. bis 13. Juni
Das Oldenburgische Staatstheater, das theater wrede+ und das Theaterhaus Hildesheim präsentieren neue Performances in einem digitalen Festivalraum und live im Oldenburgischen Staatstheater. Gemeinsam können Akteure wie Gäste neue Theatererfahrungen machen.
21. Mai 2021
„Im Festivalzentrum gibt eine digitale Bühne und eine Lounge, in der sich die Leute treffen können“, so Felix Worpenberg vom Oldenburger theater wrede+. Online können sich die Gäste zwischen mehreren Videotalk-Räumen bewegen. Auf der „Bühne“ sind die Videoprofile ausgeschaltet, dafür sorgt echtes Festivalrauschen für die entsprechende Atmosphäre. An der „Bar“ können die Besucher im kleinen Kreis miteinander sprechen und mit der Option „Flüstern“ in Zweier-Interaktionen eintauchen. Mitunter wird es im Anschluss an die Veranstaltungen sogar die Möglichkeit des Austauschs zwischen Akteuren und dem Publikum geben.
Das Programm ist vielfältig: Talking, Gaming, Tanz, Hörspiele, Konzerte, Telefongespräche sowie eine filmische Weltreise werden sowohl auf der digitalen Bühne als auch im Oldenburgischen Staatstheater präsentiert. Zum Online-Angebot gehört die Performance “Let´s Play Showmasters” von The Showmasters, bei der das Publikum den Showmastplayer Tim bei seiner Reise durch die Welt der Computerspiele begleitet. Ein unterhaltsames Zusammenspiel von Live-Show und Gaming, bei dem die Musik live von einer zweiköpfigen Combo improvisiert wird.
Im Kontrast dazu steht das vielmehr ernste Hörspiel „Lücken“ von werkgruppe2 und dem Oldenburgischen Staatstheater, das die Klinikmorde in Oldenburg und Delmenhorst zur Sprache bringt. Nachdem das Thema im letzten Jahr mit der Inszenierung „Überleben“ bei Publikum auf großes Interesse stieß, hat die werkgruppe2 ein Hörspiel produziert, das aus 200 offenen Fragen besteht. Diese stammen wortwörtlich aus dem Gerichtssaal, von Ärzten, Angehörigen und Überlebenden.
Das Solostück „Dansöz” der Choreografin und Performerin Tümay Kilinçel zielt darauf ab, orientalische Tänze als ernstzunehmendes Genre der westeuropäischen Tanzgeschichte zu verorten. Zentrales Motiv der Performance ist, den Bauchtanz als künstlerische und emanzipierte Tanzgattung zu betrachten und stereotype Zuschreibungen zu hinterfragen.
Was das Live-Programm betrifft, so tritt auf der Theaterinsel vor dem Oldenburgischen Staatstheater das Rumpel Pumpel Theater auf. In ihrem ersten Stück „Loli Jackson auf der Suche nach dem Sinn von Allem“ erfährt das Publikum von Alltag einer Affenagentin. Eines Tages wird sie von einem Produzenten angerufen, der für seine nächste Vorabendserie eine Meerkatze benötigt ... Das Rumpel Pumpel Theater nutzt für seine Auftritte einen umgebauten Marktwagen, Baujahr 1968, mit handbetriebener Drehbühne.
Im Kleinen Haus im Oldenburgischen Staatstheater erzählen Markus&Markus in ihrer Performance „Zwischen den Säulen“ von ihrer Reise in den Islam. Ihre Suche nach Verbindungen und Gemeinsamkeiten führt sie bis nach Mekka. Am Ende ihres Reiseberichts landen sie in dem niedersächsischen Garten, in dem sie damit begonnen haben, die Regeln des Ramadan zu lernen.
Ziel des Festivals, das 2017 vom Oldenburgischen Staatstheater gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren der freien Szene gegründet wurde, ist es, nach neuen Formen des Kunstschaffens zu suchen. Für alle Beteiligten ein gelungenes Experiment. Während die Performer aus der freien Szene von den Ressourcen und der Expertise der Institution profitieren, lernen die Schauspieler des Staatstheaters von den Produktionsprozessen freier Künstler. „Ein Repertoirebetrieb wie das Staatstheater arbeitet anders als die Akteure der freien Szene. Das Besondere an dem flausen+BANDEN-Konzept ist, dass wir uns die Arbeitsweisen der freien Szene aneignen. Es gibt nicht mehr die Hierarchie von Regisseur und Darsteller, sondern alle sind gleichberechtigt an der Konzeptentwicklung beteiligt“, so Marc-Oliver Krampe vom Staatstheater. Von dem Ergebnis dieser Allianz zwischen freier Theaterszene und institutioneller Spielstätte kann sich das Publikum ab dem 3. Juni überzeugen. Der Kalender ist bereits jetzt auf der website veröffentlicht.