Der Himmel hängt voller Geigen, Herzen werden in Parkbänke geschnitzt und goldene Ringe ausgetauscht. Doch Liebe ist unberechenbar. Aktuell liegt die Scheidungsstatistik in Deutschland bei rund 40 Prozent bei einer durchschnittlichen Ehedauer von 15 Jahren. Mediatoren, Familientherapeuten und Gerichte klären Sorgerechtsfragen. Ganz anders spielte sich die Sache am Oldenburger Hof ab.
18. Juli 2022

So auch in Oldenburg am Ende des 19. Jahrhunderts. Nach langjähriger Ehe mit der Preußenprinzessin Elisabeth-Anna war der Erbgroßherzog Friedrich August im Jahr 1895 Witwer geworden. Seine Trauer war umso größer, weil sie ihm keinen Stammhalter hinterlassen hatte. Einzig eine Tochter, Sophie Charlotte, ging aus der Ehe hervor. Folglich suchte Friedrich August, inzwischen 43 Jahre alt, eine Gemahlin im gebärfähigen Alter. In der 17 Jahre jüngeren Elisabeth von Mecklenburg, einer Tochter des Großherzogs Friedrich Franz II von Mecklenburg, fand er seine zweite Frau. Und seine Hoffnungen wurden erhört. Nach der Heirat am 24. Oktober 1896 gebar sie dem Großherzogtum am 10. August 1897 den Thronfolger Nikolaus. Es folgten noch zwei Töchter.
Elisabeth hatte damit ihre Aufgabe efüllt und wurde fortan von ihrem Gatten nicht mehr beachtet. Sie hatte eine Affäre, wollte Friedrich August sogar verlassen, doch Trennung kam für ihn nicht in Frage. Statt sie gehen zu lassen, ließ der Großherzog seine Frau in eine Klinik einweisen und untersagte ihr den Kontakt zu den Kindern. Schwerwiegende dynastische und politische Verwerfungen zwischen den beteiligten Fürstenhäusern sollten folgen.

Sylvia Meining wird Elisabeth die Stimme geben. „Die Monarchie, die schließlich erst 1918 abgeschafft wurde, hatte ihr ganz eigenes Hausrecht. Es ist schon dramatisch, dass August über seine Frau derart bestimmen konnte. In ihren Briefen bittet sie ihn, sie doch zu ihren Kindern zu lassen“, so die Schauspielerin. Ihr langjähriger Spielpartner Ulf Georges spricht Friedrich August. Das Stück, das im Elisabeth-Anna-Palais uraufgeführt wird, lädt zu einer Zeitreise ein, die durch die persönlichen Worte in den Briefen einen tiefen Einblick sowohl in das aristokratische Regelwerk als auch in die Gefühlswelten der Beteiligten bietet.
Die Spielstätte ist authentisch. Das Elisabeth-Anna-Palais wurde von 1894 bis 1896 im Auftrag von Friedrich August für sich und seine Familie erbaut. Weil seine erste Frau Elisabeth Anna inmitten der Bauzeit starb, wurde ihr das Palais namentlich gewidmet. Friedrich August zog erst mit seiner zweiten Gemahlin Elisabeth Alexandrine Mathilde von Mecklenburg – so ihr voller Name – in die neue Residenz ein.