„Kein Bild von mir ist ohne Dangast möglich.“

Neue Ausstellung feiert 100 Jahre Franz Radziwill in Dangast

Die neue Jubi­läums­schau im Franz Radziwill Haus be­leuch­tet das Jahr 1923 – das Jahr, in dem der Künst­ler sich das Fischer­haus an der heu­ti­gen Siel­straße in dem Bade­ort Dangast kaufte.

5. April 2023

Franz Radziwill, Dorfkrug Dangast, 1922, Aquarell und Tusche, Privatbesitz
Franz Radziwill, Dorfkrug Dangast, 1922, Aqua­rell und Tusche, Privat­besitz
Der beschau­liche Ort am Wat­ten­meer übte auf Radziwill einen ganz be­son­de­ren Reiz aus, der sich auch auf seine Male­rei aus­wirk­te: Nach sei­nem Um­zug wen­det er sich von der ex­pres­sio­nis­ti­schen Mal­weise ab und ent­deckt den wei­ten Raum und das De­tail für sich. Die­sen ra­di­ka­len künst­le­ri­schen Wan­del kön­nen die Be­suchen­den der­zeit im Künst­ler­haus an­hand von über 50 Ex­po­na­ten aus der Zeit von 1919 bis 1925 nach­voll­zie­hen. Über 20 Ge­mäl­de und dut­zen­de Aqua­rel­le, Zeich­nun­gen, Post­kar­ten und Künst­ler­bücher ver­an­schau­lichen die Ent­wick­lung des Malers, der heute für seine be­ein­drucken­den Land­schafts­bil­der be­kannt ist.
Franz Radziwill, Schreitender Mann vor einer Landschaft, 1923, Öl auf Leinwand, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Leihgabe aus Privatbesitz
Franz Radziwill, Schrei­ten­der Mann vor einer Land­schaft, 1923, Öl auf Lein­wand, Lan­des­mu­seum für Kunst und Kultur­ge­schich­te Olden­burg, Leih­gabe aus Privat­besitz
Im Jahr 1923 konn­te der in Strohausen ge­bo­re­ne Franz Radziwill in Bre­men, Ham­burg und Berlin be­reits erste Er­fol­ge als Künst­ler feiern. Der Weg weg von die­sen bro­deln­den Me­tro­po­len eb­ne­te ihm sein Kol­le­ge Karl Schmidt-Rottluff, der ihm den Kur­ort Dangast em­pfahl. Hier sollte Radziwill seine zu­künf­ti­ge Frau Johanna Ingeborg Haase ken­nen­ler­nen und bis zu sei­nem Tod le­ben. Heute ist der Name Franz Radziwill nahe­zu un­trenn­bar von dem Künst­ler­ort am Jade­busen und das Fischer­haus mit sei­nen An- und Aus­bau­ten gilt als be­geh­bare Künst­ler­bio­gra­fie, die deutsch­land­weit ihres gleichen sucht.
Franz Radziwill, Frau zwischen roten Stühlen, 1924, Aquarell und Feder auf Papier, Privatbesitz
Franz Radziwill, Frau zwi­schen roten Stühlen, 1924, Aqua­rell und Feder auf Pa­pier, Privat­besitz
Für die Kunst des da­mals 28-Jäh­ri­gen be­deu­te­te der Um­zug in die Pro­vinz einen grund­le­gen­den Wan­del: Zeich­ne­ten sich Radziwills Ar­bei­ten zuvor durch leuch­ten­de Far­ben, die mit schnel­ler Geste auf­ge­tra­gen wur­den und aus­drucks­star­ke For­men aus, so wen­det er sich in Dangast von der ex­pres­sio­nis­ti­schen Male­rei ab. Le­dig­lich die Farb­in­ten­si­tät be­hält er bei. Auf der Suche nach einem neuen Rea­lis­mus ent­deckt der jun­ge Maler für sich das De­tail und gibt in sei­nen Wer­ken jedes De­tail wie­der. Diese sehr prä­zi­se Mal­wei­se soll­te zu einem der Er­ken­nungs­merk­male sei­nes Haupt­werks wer­den, das sich dem Ma­gi­schen Rea­lis­mus zu­ord­nen lässt. In der Schau be­zeugt die gro­ße Viel­falt der Gat­tun­gen den Stil­wan­del: Zu sehen sind An­sich­ten von Stadt, Land und Küste, die er­gänzt wer­den von Still­leben, häus­lichen Sze­nen und Por­traits von Fami­lien­mit­glie­dern. Be­son­ders inte­res­sant und ein­drück­lich zei­gen fünf frühe Ge­mäl­de Radziwills den Um­bruch: Wäh­rend auf der Vor­der­seite ein ex­pres­sio­nis­ti­sches Ge­mäl­de ent­stan­den ist, mal­te der Künst­ler zwei oder drei Jah­re spä­ter ein wei­te­res auf der Rück­sei­te und mach­te so den Stil­wan­del be­son­ders nach­voll­zieh­bar. Außer­dem prä­sen­tiert die Aus­stel­lung erst­mals alle vier aqua­rel­lier­ten Künst­ler­bücher, die Radziwill in den 1920er Jah­ren schuf und an enge Freun­de ver­schenk­te. Da­mals war er als „Maler-Dichter“ tätig und schrieb ver­mehrt Ge­dich­te und Prosa.
Franz Radziwill, Küche im alten Haus in Dangast, 1923-24, Öl auf Leinwand, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Leihgabe aus Privatbesitz, Foto   Eike Knopf fotodesign
Franz Radziwill, Küche im alten Haus in Dangast, 1923-24, Öl auf Lein­wand, Lan­des­mu­seum für Kunst und Kul­tur­ge­schich­te Olden­burg, Leih­gabe aus Privat­be­sitz, Foto: Eike Knopf fotodesign
Begleitend zur Aus­stel­lung „Alles auf Anfang. Hun­dert Jahre Franz Radziwill in Dangast“ er­scheint ein opu­len­ter Ka­ta­log mit 120 Sei­ten und zahl­rei­chen Ab­bil­dun­gen. Die Pu­bli­ka­tion ist im Künst­ler­haus er­hält­lich und be­stellb­ar. Die Schau ist bis zum 7. Januar 2024 im Franz Radziwill Haus in Dangast zu sehen. Er­mög­licht wurde die Ju­bi­läums­schau durch zahl­rei­che För­de­rer, unter an­de­rem die Kul­tur­stif­tung der Öffent­lichen Ver­siche­run­gen Oldenburg.

Autorin

Maren Hopp

Maren Hopp

Maren Hopp ist als frei Kunst­his­to­ri­ke­rin tätig.

Mail an "Wir sind Nähe"

Infothek

Franz Radziwill Haus
Sielstraße 3
26316 Künstlerort Dangast

Öffnungszeiten
Mi-Fr 15-18 Uhr
Sa/So und feiertags 11-18 Uhr

Autorin

Maren Hopp

Maren Hopp

Maren Hopp ist als freie Kunst­his­to­ri­ke­rin tätig.

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