Werkschau im Oldenburger theater hof19

Ein „schwar­zer Schwan“ ist nicht nur ein sel­te­ner Vogel. Es ist auch ein Be­griff der Fi­nanz­welt, der in na­he­zu alle Wis­sen­schafts­be­rei­che über­trag­bar ist. Er meint ein Er­eig­nis, das höchst un­wahr­schein­lich ist, über­ra­schend ein­tritt und un­ge­ahn­te Kon­se­quen­zen hat.

20. Oktober 2020

Bei der Probe
Bild: Bei der Probe v.l. Marie-Luise Gunst, Dieter Hinrichs, Christian Klein, René Schack. Foto: Frauke Allwardt
Im Nach­hin­ein stellt sich nicht sel­ten her­aus, dass An­halts­punk­te durch­aus vor­han­den waren oder die Be­ge­ben­heit von Ex­per­ten sogar vor­aus­ge­se­hen wur­de – so ist es mit der Lehman-Pleite, dem  Klima­wan­del, dem Herz­in­farkt oder dem Corona-Virus. Von einem Tag zum an­de­ren leg­te es das ge­wohn­te Leben lahm. Um eben die­se Si­tua­tion kreist „Kintsugi und Qua­ran­töne - Werk­schau“ des theater hof/19, die am 4. und 5. De­zem­ber zu er­le­ben ist.

Werkschau des­halb, weil das En­sem­ble auf vie­ler­lei Wei­se zeigt, wie Thea­ter die ak­tuel­le Lage re­flek­tie­ren, zi­tie­ren und per­si­flie­ren kann. Als wür­de man durch ein TV-Pro­gramm zap­pen, ist der schwar­ze Schwan nur ein Ele­ment in ei­ner Ab­fol­ge ein­zel­ner Sze­nen, die col­la­gen­haft auf un­se­re Rea­li­tät an­spie­len. „Es wird schon ir­gend­wie wei­ter­ge­hen“ – im durch­de­kli­nier­ten Small­talk­ri­tus wird der Spruch zum ge­fühl­ten Kau­gum­mi unter dem Schuh. Da hel­fen auch – in einer an­de­ren Se­quenz – die wohl­wol­lend auf­mun­tern­den Wor­te nichts, die ein Mo­de­ra­tor run­ter­plap­pert. Als wäre die Welt bald wie­der wie frü­her, wür­den wir nur brav in die Arm­beu­ge hus­ten. Wenn dann noch kras­ser Heavy-Metal vom Hän­de­waschen han­delt, kann einem das Lachen im Hals stecken blei­ben. Wird das die Kul­tur von mor­gen sein? Und wann über­haupt en­det das Jetzt?
Dank des „Re­load-Sti­pen­diums“ konn­te sich das En­sem­ble an die­sen für Kul­tur­schaf­fen­de exis­ten­ziel­len Fra­gen ab­ar­bei­ten. Ver­ge­ben wur­de das Sti­pen­dium von der Kul­tur­stif­tung des Bun­des, die frei pro­du­zie­ren­de Künst­ler­grup­pen ein­ge­la­den hat, sich mit den Aus­wir­kun­gen der Co­ro­na­kri­se auf die ei­ge­ne Kunst­pra­xis zu be­schäf­ti­gen. Die fünf­köp­fi­ge Grup­pe, be­ste­hend aus Marie-Luise Gunst, Christian Klein, René Schack, Dieter Hinrichs und Frauke Allwardt, freut sich über das Sti­pen­dium sehr. "Frei von kom­mer­ziel­len Zwän­gen kann die Kri­se sehr viel Krea­ti­vi­tät frei­set­zen", be­rich­tet Marie-Luise Gunst. Sie führt dazu den Ver­gleich zu Kintsugi an, der ja­pa­ni­schen Tra­di­tion, ge­sprun­ge­ne Ke­ra­mik so zu re­pa­rie­ren, dass die ge­kleb­ten Bruch­stel­len nicht ka­schiert, son­dern eine neue Äs­the­tik her­vor­brin­gen. Auch die Kul­tur liegt durch Corona in Scher­ben, die jetzt neu zu­sam­men­ge­setzt wer­den müs­sen. Wäh­rend des­sen ist das Sti­pen­dium eine gro­ße Hil­fe, „weil es für die freien Thea­ter - wenn auch zeit­lich be­grenzt - das wirt­schaft­liche Über­le­ben sichert“, so Dieter Hinrichs, Schau­spie­ler und Be­trei­ber des theater hof/19. Schließ­lich gilt zeit­ge­nös­si­sches Thea­ter als Seis­mo­graf ge­sell­schaft­licher und po­li­ti­scher Er­schüt­te­rung und darf ge­ra­de jetzt nicht lahm ge­legt wer­den. Dem En­sem­ble ist mit der „Werk­schau“ ein eben­so uto­pi­sches wie dys­to­pi­sches Büh­nen­stück ge­lun­gen. Noch wird ge­probt, Kar­ten sind je­doch jetzt schon er­hält­lich.
 
Bild Übersichtsseite: Ensemble Reload-Stipendium Foto: theater hof/19

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel ist Pro­jekt­lei­te­rin für kul­tur­his­to­rische Ver­mark­tung bei der Re­si­denz­ort Rastede GmbH.

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Das theater hof/19 ist ein freies Thea­ter mit ei­ge­ner Spiel­stät­te und wird von Frauke Allwardt, ver­ant­wort­lich für Gra­fik, PR und Dra­ma­tur­gie, und Dieter Hinrichs, Schau­spie­ler, Re­gis­seur und Mu­si­ker, be­trie­ben. Je nach Pro­duk­tion wird mit Gast­künst­lern und Künst­le­rin­nen ge­ar­bei­tet – so auch bei die­ser Werk­schau.

Die Pre­miere von „Kintsugi und Quarantöne – Werkschau“ fin­det am 4. und 5. Dezember 2020 statt.

Schau­spiel und Musik: Marie-Luise Gunst, Christian Klein, René Schack, Dieter Hinrichs, Dra­ma­tur­gie und Regie: Frauke Allwardt

Das Theater ver­fügt über eine leis­tungs­star­ke Lüf­tungs­an­la­ge, fle­xi­ble Be­stuh­lung und ein schlüs­si­ges Hy­gie­ne­kon­zept.  Mehr Infos, Spiel­plan und Kar­ten unter https://www.theaterhof19.de/spielplan/aktueller-spielplan/

theater hof/19 GmbH
Bahnhofstr. 19
26122 Oldenburg
Telefon: +49 441 9555601
E-Mail: info@theaterhof19.de

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel ist als freie Kultur- und Kunst­wis­sen­schaft­le­rin tätig.

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