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    Auto-Datenschutz

    Wenn der Wagen zu viel weiß

Mo­der­ne Au­tos sind rollen­de Com­pu­ter. Sie sam­meln und ver­sen­den vie­le Da­ten. Vor de­ren Miss­brauch kön­nen sich Fah­rer aber in vie­len Fäl­len schüt­zen, vor al­lem vor dem Ver­kauf ih­res Wa­gens.

06. Februar 2023

Mo­der­ne Au­tos wis­sen viel über Fah­rer­in­nen, Fah­rer und ih­re Fahr­ge­wohn­hei­ten, spei­chern un­ent­wegt Da­ten und tei­len die­se oft mit dem Her­stel­ler. Zwar müs­sen Nut­ze­rin­nen dem nach der Da­ten­schutz-Grund­ver­ord­nung (DSGVO) zu­stim­men, doch wel­che Da­ten ge­nau ge­teilt wer­den und was da­mit passiert, bleibt oft im Ver­bor­ge­nen.
In ei­nem Au­to mit vie­len ver­schie­de­nen Kom­po­nen­ten wer­den un­zäh­li­ge Da­ten ge­sam­melt, bis zu 120 Steu­er­ge­rä­te ar­bei­ten in ei­nem Fahr­zeug. „Alle Zu­lie­fe­rer ver­wen­den Mi­kro­chips, un­ter an­de­rem für Si­cher­heits- und Kom­fort­fea­tu­res, wie auch für das In­fo­tain­ment­sys­tem“, er­klärt Sven Hansen vom IT-Fach­ma­ga­zin „c't“. „Beim Be­trieb fal­len vie­le Da­ten in den ein­zel­nen Steu­er­ge­rä­ten an, auf die ein Fah­rer kei­nen Zu­griff hat, die aber so spe­zi­fisch sind, dass man Rück­schlüs­se auf den Fah­rer und sein Fahr­ver­hal­ten zie­hen kann.“

Zu­griff nur auf we­ni­ge Da­ten

Vie­les da­von wird nicht lan­ge ge­spei­chert, son­dern per­ma­nent über­schrie­ben. Zu­griff er­hal­ten Fah­re­rin­nen und Fah­rer zu­dem nur auf we­ni­ge Da­ten. Da­zu ge­hö­ren et­wa die In­fos im Na­vi und im En­ter­tain­ment­sys­tem. „Aber schon die Mo­tor­da­ten las­sen Rück­schlüs­se auf ein be­stimm­tes Fahr­ver­hal­ten zu, et­wa die Mo­tor­dreh­zahl oder wie oft das Gas­pe­dal durch­ge­tre­ten wor­den ist“, sagt Han­sen.
Nach der DSGVO muss der Her­stel­ler dar­le­gen, zu wel­chem Zweck im Au­to Da­ten ge­sam­melt wer­den und was mit ihnen pas­siert. In­te­res­se da­ran, ihre Pro­duk­te mit Hil­fe sol­cher Da­ten zu op­ti­mie­ren, ha­ben bei­spiels­wei­se Te­le­ma­tik­diens­te oder Ver­siche­rer. Natha­lie Teer, Re­fe­ren­tin Mo­bi­lity & Lo­gis­tics beim IT-Bran­chen­ver­band Bit­kom, dif­fe­ren­ziert bei den ge­sam­mel­ten Da­ten zwi­schen Da­ten, die er­ho­ben wer­den müs­sen, und Da­ten für Kom­fort­fea­tu­res und Ser­vi­ces, die da­zu ge­bucht wer­den. „Die Men­ge und die je­wei­li­gen Da­ten hän­gen teil­wei­se vom Fahr­zeug und der Mar­ke ab“, sagt Teer.
Der Ge­setz­ge­ber ge­be vie­le Pa­ra­me­ter vor, die zwecks Sicher­heit und Prü­fung er­ho­ben wer­den müs­sen, so Teer wei­ter. „Ei­ni­ge der Da­ten ge­hen nur an den Her­stel­ler und sind für Kun­den nicht auf den ers­ten Blick sicht­bar.“ Da­zu ge­hör­ten bei­spiels­wei­se In­fos, die aus dem Steu­er­ge­rät bei der Haupt­un­ter­su­chung ab­ge­le­sen wer­den.

Zu­gang über In­fo­tain­ment­system und Apps

Op­tio­na­le Funk­tio­nen wie Mu­sik­diens­te, Fahr­ein­stel­lun­gen oder Na­vi­ga­tion lie­ßen sich da­ge­gen gut ein­se­hen, sagt Teer. „Nut­zer müs­sen be­stimm­ten Funk­tio­nen ak­tiv zu­stim­men und wer­den über den Ver­bleib der Da­ten in­for­miert.“ Das gel­te ins­be­son­de­re auch, wenn Da­ten mit Drit­ten ge­teilt wer­den. Über Dash­boards im In­fo­tain­ment­system des Fahr­zeugs oder über ver­bun­de­ne Apps er­hiel­ten Fah­re­rin­nen und Fah­rer häu­fig Über­sich­ten, um Frei­ga­ben zu er­tei­len, die­se zu­rück­zu­zie­hen oder um Da­ten zu lö­schen.
Für den Da­­ten­­schutz re­­le­­vant sind al­­le Da­­ten im Fahr­zeug, sagt Christoph Krauß. „So­­bald sich Fahr­­zeug­­da­­ten mit der Fahr­zeug­­iden­­ti­­fi­­ka­­tions­­num­­mer oder dem Kfz-Kenn­­zei­­chen ver­­knüp­­fen las­­sen, sind die­­se als per­­so­­nen­be­­zo­­gen zu be­­trach­­ten, da sich un­­ter an­­de­­rem Be­­we­­gungs­­pro­­fi­­le er­stel­­len las­­sen“, er­­klärt der Pro­­fes­­sor für Netz­werk­si­cher­heit an der Hoch­schu­le Darm­stadt. Er ko­or­di­niert den Be­reich Se­cure Auto­no­mous Dri­ving des Athene-For­schungs­zen­trums.
Ei­ni­ge Da­ten sei­en be­son­ders si­cher­heits­re­le­vant, et­wa die Steu­er­da­ten für die Brem­sen, sagt Krauß. Ma­ni­pu­la­tio­nen die­ser Da­ten kön­nen ver­hee­ren­de Aus­wir­kun­gen ha­ben. Auch vie­le Mehr­wert­funk­tio­nen nut­zen Per­so­nen­da­ten. Da­zu wer­den bei ei­ner Syn­chro­ni­sa­tion des Smart­pho­nes mit dem Au­to Da­ten ver­sen­det, wie Stand­ort­su­che, Füll­stän­de, Ver­rie­ge­lung und Fern­diag­no­se des Au­tos. Auch beim au­to­ma­ti­schen Not­ruf­sys­tem E-Call und der Kom­mu­ni­ka­tion mit an­de­ren Ver­kehrs­teil­neh­mern ver­schickt das Au­to In­fos.

Man muss auf den Her­stel­ler ver­trau­en

Ein Au­to spei­chert aber nicht al­le Da­ten lo­kal, ei­ni­ge lan­d­en auf den Ser­­vern der Her­­stel­­ler oder ge­­hen an Dritt­­an­­bie­­ter. Es kom­­me da­­bei auf Mar­­ke, Mo­­dell und Bau­jahr des Fahr­­zeugs an. „Ge­­gen Cy­­ber-At­­ta­­cken kön­­nen sich Au­­to­­fah­­rer selbst kaum schüt­­zen und müs­­sen da­r­auf ver­­trau­­en, dass die Her­­stel­­ler ihre Fahr­­zeu­­ge und Back­end-Sys­­te­­me gut ab­­ge­­sichert ha­­ben“, sagt Prof. Krauß. „Für po­­ten­­zi­­el­le An­grei­­fer ist das Back­­end der Her­­stel­­ler mit sei­­nen vie­­len Da­ten deut­lich in­te­res­san­ter als ein ein­zel­nes Fahr­zeug, da­her wer­den eher die­se Ver­bin­dun­gen an­ge­grif­fen.“ Mit der seit Juli 2022 für neue Typ­zu­las­sungen geltenden UNECE-Regelung R155 (Cybersecurity Management System) und R156 (Software Update and Software Update Management System) hat die EU dafür Richtlinien festgelegt.

Bei Autoverkauf löschen und abmelden

Der ADAC empfiehlt bei im In­fo­tain­ment­sys­tem vor­in­stal­lier­ten Apps, et­wa Musik­streaming-An­wen­dun­gen, ei­ne ge­son­der­te Ab­mel­dung, be­vor das Fahr­zeug ver­kauft wird. Auch sei es wich­tig, Ver­knüp­fun­gen von Re­mo­te-Apps zu lö­sen, über die sich das Au­to oder Funk­tio­nen des Au­tos per Smart­pho­ne fern­steu­ern las­sen. Das voll­stän­di­ge Lö­schen per­sön­li­cher Da­ten im In­fo­tain­ment­sys­tem sei nur über die Funk­tion „Zu­rück­set­zen auf Werks­ein­stel­lun­gen“ mög­lich.
Allen, die ein Au­to ver­kau­fen, rät Sven Han­sen, dem Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten des Her­stel­lers mit­zu­tei­len, dass ein Hal­ter­wech­sel statt­ge­fun­den hat und der Her­stel­ler alle Da­ten lö­schen soll: „Da hat je­der Kun­de ein Recht drauf und da­mit ist er auf der si­che­ren Sei­te vor Da­ten­miss­brauch.“
Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

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