• Voller Auslieferungs-Lkw

    Corona zerstört Geschäft

    F&F Getränke wollen Pandemie überstehen

Ein kleiner Mittel­ständ­ler aus dem Olden­burger Münster­land will der Pan­de­mie trotzen. Erst ein­mal aber ist das Geschäft um bis zu 80 Pro­zent ein­ge­brochen. Jetzt zieht man Kraft aus Opti­mis­mus und positiver Ein­stellung.

02. Oktober 2020

„Wir schaffen das!“ Rolf Frilling und Jens Macke sind opti­mistische Typen. Auch jetzt, wo ihre Lage alles andere als rosig ist. Die beiden Geschäfts­füh­rer sind mit ihrer F&F Getränke GmbH in Emstek-Hoheging vor allem im Getränke­fach­groß­han­del und der Event­branche tätig. Corona hat diesen Bereich voll erwischt – und er wird wohl auch noch län­ger lei­den müssen.


Bis März immer aufwärts

Bis März war die Welt bei F&F Geträn­ke so richtig schön in Ordnung. Es war immer nur auf­wärts ge­gan­gen, 23 Jahre lang, seit der Grün­dung 1997. „2019 war mit sechs Millionen Euro Um­satz und schönem Gewinn unser stärk­stes Jahr“, erzählt Frilling mit Weh­mut in der Stimme. Und 2020? Beim Um­satz: großes Frage­zeichen. Beim Gewinn: „Gewinn? Wir wer­den tief­rote Zahlen schreiben“, weiß der 50-Jährige schon heute ganz sicher.

In diesem Gebäude begann bei F&F Getränke im März 1997 alles
In diesem Gebäude begann bei F&F Getränke im März 1997 alles
Im März 1997 grün­de­te Rolf Frilling die Firma F&F Getränke. Ein Getränke­groß­han­del, der dicht am Kun­den ist und Service in den Vor­der­grund stellt. Mit einem Mit­arbeiter, einem Aus­lieferungs-Lkw, einem VW-Bulli und einer als Lager um­funk­tionier­ten Scheune ging es los. 2004 stieg Jens Macke ein, wie Frilling ge­lern­ter Groß- und Außen­handels­kauf­mann und mit ihm im gleichen Dorf auf­ge­wachsen. Der Kun­den­kreis wur­de stetig größer: Hotels, Gast­stät­ten, Restaurants, Disco­the­ken, Vereine, Firmen­kan­tinen, Tank­stellen, Kioske und Privat­haus­halte im Oldenburger Münsterland belieferte F&F mit Getränken aller Art, von Bier bis Wein, von Spiri­tuo­sen bis alkoholfrei. Es wurde stetig investiert: neue Hallen, ein modernes Hoch­regal­lager, Kom­mis­sionier­flächen. Sechs Aus­liefe­rungs-Lkw, 25 Kühl­an­hänger, 20 unter­schied­lich große Ver­kaufs­wagen für Feste, Pavil­lons, Theken, Schank­anlagen – F&F Getränke kennt man im Oldenburger Münsterland.


Der große Einbruch

Das Leergut stapelt sich auf den Außenflächen bei F&F Getränke.
Das Leergut stapelt sich auf den Außenflächen bei F&F Getränke.
„Wir hatten 2019 noch einmal richtig Geld in die Hand genommen und investiert. Dann wurden wir durch Corona eiskalt erwischt“, stellt Frilling heute nüchtern fest. Weil fast alle Kun­den ebenso eiskalt erwischt wurden: Die meisten Kunden muss­ten wochen­lang ganz schließen; seit­her gibt es bei vielen nur ein ein­geschränk­tes Geschäft. 60 Prozent des Um­satzes macht F&F mit Gastro­no­mie und Ver­einen. „Davon sind inzwischen vielleicht wieder 20 Prozent aktiviert“, weiß Geschäfts­führer Macke. 30 Prozent vom Um­satz ent­fallen auf Events wie Volks­feste. „Das ist jetzt bei Null“, so der 49-Jährige. Zehn Prozent brin­gen zwei Getränke­ab­hol­märkte in Cloppenburg und Essen i.O. „Stabiles Geschäft bei allerdings schwacher Marge“, beschreibt Macke diesen Bereich.

Seit Corona geht es um Schaden­be­gren­zung: Ein Teil der 30 Mit­arbeiter ist in Kurz­arbeit. Die Kosten wur­den ge­senkt, so gut es ging. Ein Groß­teil des Fuhr­parks wurde ab­ge­mel­det. Staatliche Sofort­hilfe und Über­brückungs­geld wur­den beantragt und sind in­zwischen auch ge­flossen. „Das hilft sicher, deckt aber die Aus­fälle, die wir haben nicht annähernd ab. Jeder Monat kostet uns derzeit richtig Geld“, bilan­ziert Frilling, der wie Macke seit März „nicht nur eine schlaf­lose Nacht“ gehabt hat.


Positiv und opti­mis­tisch

Die Getränkekisten stapeln sich in den Hallen von Rolf Frilling (links) und Jens Macke.
Die Getränkekisten stapeln sich in den Hallen von Rolf Frilling (links) und Jens Macke.
Trotz der schein­bar aus­weg­losen Situa­tion sind die bei­den Geschäfts­führer opti­mistisch. „Wir sind im­mer positiv ein­ge­stellt ge­wesen, so auch jetzt“, sagt Macke. Ein Hoffnungs­schim­mer: Der schöne Spät­som­mer habe das Geschäft kurz­fristig wie­der auf etwa 40 Prozent von normal ge­bracht; die Kurz­arbeit konnte redu­ziert werden. Doch jetzt ste­hen Herbst und Winter vor der Tür. Die Kurz­arbeit werde sicher wieder mehr wer­den, so die bei­den Geschäfts­führer. „Wir ver­suchen aber, unsere Mit­ar­beiter bei Laune zu halten, denn wir brauchen sie nach Corona wieder“, beton­ten beide. An­ge­lau­fen ist bei­spiels­wei­se eine Weiter­bil­dung zum Er­werb des Lkw-Führer­scheins.

Die Er­war­tungen sind be­scheiden. „Wir wären glücklich, wenn das Geschäft Ostern 2021 wieder an­läuft. Da wir gut auf­gestellt sind, können wir aber auch bis Mit­te 2021 durchhalten“, ver­breitet Frilling Zu­ver­sicht. In der Gastro­no­mie sei man bes­ser als an­dere, et­wa, weil man nicht nur Ge­trän­ke liefere, son­dern auch, wenn ge­wünscht, ein Kon­zept. Das reicht von der Liefe­rung von Hygiene­arti­keln über Frittier­öle bis hin zur Er­stel­lung von Getränke­karten.

Auf weitere staat­liche Hil­fen setzen Frilling und Macke kaum. „An­ders als die großen Bran­chen wie Auto und Luft­fahrt hat unsere Branche keine Lobby“, stellt Macke mit durch­aus kriti­schem Unter­ton fest. „Wir kön­nen uns nur selbst hel­fen, uns selbst aus der Krise ziehen.“ Na ja: Helfen würde natür­lich ein Impf­stoff, nicht nur F&F Getränke, sondern der ganzen Welt. Bis da­hin wollen sie in Hoheging durch­halten und unter­streichen ihren Opti­mis­mus mit: „Wir schaffen das!“


Oberes Bild: Volle Aus­lieferungs-Lkw wün­schen sich Rolf Frilling (am Steuer) und Jens Macke mög­lichst bald wieder. Alle Fotos: Klaus-Peter Jordan

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