• Engelmann Messerbau

    Mit Winzig durch die Krise

    Engelmann Messebau erfindet sich in der Pandemie neu

Im März 2020 brach das Messe­bau-Ge­schäft pan­de­mie­be­dingt zu­sam­men. Am Leben hielt die Firma Engelmann Messe & Design ein aus der Not heraus ge­bo­re­nes Pro­jekt: der Bau von Tiny Hou­ses. Die Olden­bur­ger haben ihren Häu­sern auch ein ei­ge­nes Label ver­passt: Winzig Wohnen.

6. April 2022

Matthias Thoben
Bild: Firmenchef Matthias Thoben, Foto: Engelmann Messe & Design
„Von einem Tag auf den an­de­ren war alles tot.“ Matthias Thoben, Ge­schäfts­füh­rer und zu­sam­men mit sei­ner Frau Sylvia Ge­sell­schaf­ter der Olden­burger Firma Engelmann & Design, erin­nert sich noch genau an das Tref­fen seines Bran­chen­ver­ban­des im März vor zwei Jah­ren: Wäh­rend die Messe­bauer zu­sam­men­sa­ßen, wurde eine Messe nach der an­de­ren wegen der aus­bre­chen­den Corona-Pan­de­mie ab­ge­sagt. „Teil­weise hatten wir die Stän­de auf an­ste­hen­den Mes­sen schon halb auf­ge­baut.“

Zunächst setz­ten Thoben und die Messe­bau­bran­che auf das Prin­zip Hoff­nung. „Wir gin­gen von zwei Mo­na­ten Still­stand aus, im Mai dann von höchs­tens einem hal­ben Jahr. Im Herbst würde es schon wei­ter­gehen, mein­ten wir.“ Spä­tes­tens jetzt aber stell­ten sich Fra­gen: Wie die Pan­de­mie-Zeit fi­nan­ziell über­le­ben? Was pas­siert mit den rund 25 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern? Es folg­ten Ban­ken­ge­sprä­che. „Vom Staat gab es zwar etwas Hilfe; aber die reich­te gerade für die Kos­ten­deckung von ein paar Tagen“, so Thoben. Die ers­ten Mit­ar­bei­ter spran­gen ab.

Die rettende Idee

Tiny House von Winzig Wohnen direkt am Strand
Bild: Ein Tiny House von Winzig Wohnen direkt am Strand, Foto: Engelmann Messe & Design
„Navigieren ohne Ziel ist pro­ble­ma­tisch“, weiß der be­geis­ter­te Hobby-Seg­ler. „Wir brauch­ten Be­schäf­ti­gung für un­se­re Tisch­ler, Ar­chi­tek­ten und In­ge­nieu­re. Und wir brauch­ten Ein­nah­men.“ Die ret­ten­de Idee kam im Sommer 2020 – durch einen Fern­seh­be­richt. Da hatte ein Messe­bauer in der Krise Haus­boo­te ge­baut und ver­mie­tet. Im Haus­boot­bau sah das Olden­bur­ger Unter­neh­men für sei­ne Re­gion keine so guten Chan­cen, wohl aber für eine andere Form eines mini­ma­lis­ti­schen, natur­nahen Lebens­stils: Tiny Houses.

„Das ganze Team hat sei­ne volle Ener­gie in das neue Pro­jekt ge­steckt. Wir haben uns den Markt an­ge­schaut, haben über­legt, wie wir Kun­den an­spre­chen und ge­win­nen kön­nen und haben dann im Früh­jahr 2021 ein Modell­haus ge­baut. Das war ,Learnig by doing‘. Das Haus haben wir dann im Som­mer am Strand in Schillig prä­sen­tiert – mit eine gro­ßen Re­so­nanz“, er­zählt Thoben. Den Auf­wand habe man aller­dings zu­nächst voll­kom­men unter­schätzt, räumt der 53-Jährige ein. Doch vor gut einem hal­ben Jahr fiel die end­gül­ti­ge Ent­schei­dung: Wir machen das! Unter einem neuen Label: Winzig Wohnen. „Wir mei­nen, dass passt zu Nord­deutsch­land und zu uns.“

Vier „winzige“ Häuser entworfen

Inzwischen hat die Firma einen sechs­stel­li­gen Be­trag in­ves­tiert in Ma­schi­nen, Per­so­nal und Ma­te­rial. Eine Fer­ti­gung wurde auf­ge­baut, ein Ver­trieb und ein Mar­ke­ting – „alles neu“, so Thoben. Vier selbst ent­wickel­te Mo­del­le hat Winzig Wohnen in­zwi­schen im An­ge­bot mit unter­schied­lichen Grö­ßen und Aus­stat­tun­gen: Freya, Frey, Skadi und Njörd – die klei­nen, mo­bi­len Wohn­ein­hei­ten sollen mo­der­nen Mi­ni­ma­lis­mus mit nor­di­scher Ge­müt­lich­keit ver­einen. Sechs Häu­ser sind bisher ge­baut, drei be­reits ver­kauft, u.a. nach Berlin. Ein Haus steht in Ober­ham­mel­war­den an der Weser und dient dem Probe­woh­nen-Kennen­lernen.

Wirtschaftsingenieur Thoben ist sich sicher: „Der Tiny-House-Markt steht noch am Anfang.“ Derzeit werde er auf 500 Häu­ser pro Jahr in Deutsch­land ge­schätzt. „Wir pla­nen mit etwa zehn bis 15 Häu­sern pro Jahr.“ Als Ziel­grup­pe hat man vor allem Men­schen aus­ge­macht, die sich eine klei­ne Urlaubs- und Frei­zeit­immo­bi­lie zu­le­gen wollen, die sich wegen ihres Ge­wichts von ma­xi­mal 3,5 Ton­nen und der kom­pak­ten Größe sogar mit einem Auto­an­hän­ger von A nach B trans­por­tie­ren lässt: in die­sem Jahr viel­leicht an die Nord­see und im nächs­ten Jahr dann in den Harz. Tanja Preuss, seit einem Jahr im Unter­neh­men und für den Ver­trieb von Winzig Wohnen zu­stän­dig, kennt noch eine wei­te­re Ziel­grup­pe: „Men­schen, die sich im Alter ver­klei­nern und in so einem Haus dauer­haft woh­nen wol­len.“ Im Übri­gen hat sie, etwa auf Mes­sen, fest­ge­stellt: „Wer einmal in so einem Tiny House das Holz­ma­te­rial ge­rochen, die At­mos­phäre ge­spürt und viel­leicht sogar noch die Schuhe aus­ge­zo­gen hat, der will nicht mehr raus.“

Hochwertige, nach­hal­ti­ge Mate­ria­lien

Arbeiten in der Werkstatt
Bild: Arbeiten in der Werkstatt, Foto: Engelmann Messe & Design
Ganz billig ist so ein Ver­gnü­gen aller­dings nicht: Zwi­schen 80.000 Euro und 100.000 Euro kos­ten die Häu­ser von Winzig Wohnen. „Dafür be­kommt der Kunde von uns aber auch ein sehr halt­ba­res Ob­jekt mit hoch­wer­ti­gen, nach­hal­ti­gen Ma­te­ria­lien“, be­tont Thoben. Bau­recht­lich wird ein Tiny House be­trach­tet wie ein nor­ma­les Haus, also nicht etwa wie ein eben­falls trans­por­tier­ba­rer Wohn­wa­gen. Das heißt: es braucht ein Bau­grund­stück und man braucht eine Bau­ge­neh­mi­gung. Thoben kennt aller­dings Kom­mu­nen, die in Neu­bau­ge­bie­ten auch Flä­chen für Tiny Houses aus­wei­sen wollen. „Wir sind da mit Kom­mu­nen im Ge­spräch, be­ra­ten sie gern und wer­ben für diese Wohn­form.“

Und was pas­siert mit dem Messe­bau bei der Firma Engelmann Messe & Design, die Thoben mit seiner Frau und einem Mit­ar­bei­ter vor 27 Jah­ren ge­grün­det und bis 2020 zu einem Full-Ser­vice-An­bie­ter im Messe­bau aus­ge­baut hat? „Wir sind Messe­bauer durch und durch, und das soll auch so blei­ben“, be­tont der 53-Jäh­ri­ge. Bis März 2020 sei man stän­dig ge­wach­sen und hatte volle Auf­trags­bücher mit einem Stamm­kun­den­an­teil von 80 Pro­zent in Nord­deutsch­land, aber auch im be­nach­bar­ten Aus­land, „bis uns die Pan­de­mie kalt er­wischt hat“.

Messebau läuft auch wieder

Messestand
Bild: Auch den Messestand von Öffentlicher, LzO und EWE baut Engelmann Messe & Design, Foto: Engelmann Messe & Design
Derzeit läuft das Messe­bau­ge­schäft gerade wie­der an. „Restart 2022“ nennt der Fir­men­in­ha­ber das, nach­dem zwei er­hoff­te „Re­starts“ 2020 und 2021 nicht ge­klappt hatten. Die Voraus­set­zun­gen sind gut, „es gibt ein rie­si­ges Ka­pa­zi­täts­pro­blem in der Bran­che, denn 40 Pro­zent Messe­bau­ka­pa­zi­tät hat die Pan­de­mie nicht über­lebt. Wir sind da­durch heute in einer kom­for­ta­blen Si­tua­tion. Es läuft im Messe­bau fast schon wie­der normal.“

Rückblickend stellt der Messe­bau-Chef fest: „Das tolle Tiny-House-Projekt hat uns Kraft ge­ge­ben und das ganze Team be­flü­gelt. Wir hatten damit etwas, an dem wir uns fest­hal­ten konn­ten; kei­ner ist ver­zwei­felt. Ja, man muss sagen: das Tiny-House-Pro­jekt hat uns am Leben ge­hal­ten.“ Und heute ist das Unter­neh­men in der kom­for­ta­blen Si­tua­tion, im Grun­de wäh­len zu kön­nen zwi­schen Messe­bau­auf­trä­gen und Winzig-Wohnen-Auf­trä­gen. Um mög­lichst viel bei­der Ge­schäfts­zwei­ge be­decken zu kön­nen, halten die pas­sio­nier­ten Seg­ler Matthias und Sylvia Thoben der­zeit Aus­schau nach neuen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern.


Oberes Bild: Das Team von Winzig Wohnen. Foto: Engelmann Messe & Design

Impressionen

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    Foto: Engelmann Messe & Design

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    Foto: Engelmann Messe & Design

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    Foto: Engelmann Messe & Design

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    Foto: Engelmann Messe & Design

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    Foto: Engelmann Messe & Design

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    Foto: Engelmann Messe & Design

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